Vermischtes
Was ältere Menschen sich von ihren Ärzten und dem Gesundheitssystem wünschen
Freitag, 10. Juni 2016
Hamburg – Senioren ab 65 Jahren wünschen sich von ihren Ärzten vor allem drei Dinge: Sie sollen in der Nähe erreichbar sein, eine ganzheitliche Behandlung anbieten und bei unterschiedlichen Fachrichtungen besser zusammenarbeiten. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Asklepios Kliniken.
Laut der Befragung hegen zwei Drittel der über 65-Jährigen große Befürchtungen, im Krankheitsfall ihre Selbständigkeit durch geistige Einschränkungen zu verlieren. 62 Prozent fürchten, diese Selbständigkeit durch körperliche Beschränkungen einzubüßen. 61 Prozent haben große Angst, dass ihre geistigen Fähigkeiten in Folge einer Demenzerkrankung nachlassen.
Die Sorgen um Eigenständigkeit und geistige Gesundheit sind damit größer als vor Schmerz, schweren körperlichen Leiden oder Geldmangel für Pflege. Sie überwiegen auch die Sorge, grundsätzlich einer unheilbaren oder schmerzhaften Krankheit anheimzufallen: Davor hegen 55 Prozent der über 65-Jährigen große Befürchtungen.
Geriatrie soll Alltagsfähigkeit fördern
„Die Untersuchung zeigt, dass sich die Erwartungen älterer und jüngerer Menschen an die Medizin unterscheiden. Wer Medizin für ältere Menschen anbieten möchte, muss deshalb den Fokus auf den Erhalt der Selbständigkeit und die Vermeidung eines kognitiven Abbaus richten“, kommentierte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Rupert Püllen, die Ergebnisse. Die Untersuchung stärke den geriatrischen Ansatz, „denn in der Geriatrie steht weniger die einzelne Erkrankung im Vordergrund, sondern genau das, was sich viele ältere Menschen wünschen: die Förderung der Alltagsfähigkeit“, betonte der Präsident der Fachgesellschaft.
Im Hinblick auf die medizinische Versorgung wünschen sich die Senioren vor allem eine bessere Zusammenarbeit ihrer behandelnden Ärzte. 65 Prozent der Befragten halten es für sehr wichtig, dass sich Spezialisten mehrerer Fachrichtungen in einer Klinik gemeinsam um einen älteren Patienten kümmern, wenn er an mehreren Erkrankungen leidet.
Bislang besuchen laut der Umfrage drei Prozent der Senioren ein auf Altersmedizin spezialisiertes Ärztezentrum. Aber weitere 22 Prozent, also mehr als jeder Fünfte, würden von ihren bisherigen Ärzten in ein solches Zentrum wechseln, wenn sie die Möglichkeit hätten.
Laut der Umfrage nehmen zwei Drittel der befragten Senioren im Schnitt regelmäßig drei unterschiedliche Medikamente ein, und ein Viertel der Befragten kommt sogar auf fünf bis sechs Präparate. Hinzu kommen bei 40 Prozent der Befragten nicht verschreibungspflichtige Ergänzungsmittel, die ebenfalls Neben- und Wechselwirkungen entfalten können. 41 Prozent der über 65-Jährigen, die Medikamente einnehmen, haben bereits Wechsel- und Nebenwirkungen bei Arzneimitteln selbst erlebt.
Jenseits der Sorgen um die eigene Gesundheit und der Verbesserungspotenziale in der medizinischen Versorgung zeigt die Befragung aber auch, dass es um die allgemeinen Lebensumstände der Senioren in Deutschland ausgesprochen gut bestellt ist. So geben 92 Prozent der befragten über 65-Jährigen an, dass sie mit ihrer Lebenssituation zufrieden sind. 78 Prozent sind mit ihrer körperlichen Fitness zufrieden. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
