Politik
„Wir haben eine Zwei-Klassen-Medizin im stationären Bereich“
Freitag, 10. Juni 2016
Berlin – „Wir haben in der stationären Versorgung in Deutschland eine Zwei-Klassen-Medizin.“ Diese Meinung vertrat Thomas Mansky von der Technischen Universität (TU) Berlin heute auf dem Hauptstadtkongress in Berlin. Als Beispiel nannte er die Behandlung von Herzinfarktpatienten. State-of-the-Art sei es heute, bei Verdacht auf einen Herzinfarkt eine Linksherzkatheteruntersuchung durchzuführen. „Viele Krankenhäuser behandeln heute aber so wenige Herzinfarktpatienten, dass es unsinnig wäre, einen Linksherzkatheterplatz vorzuhalten“, sagte Mansky. „Und dabei geht es nicht um Krankenhäuser auf Helgoland oder im Bayerischen Wald. Viele von ihnen liegen in Ballungsgebieten.“
Und nun werde die Lage absurd. Denn Patienten mit einem Herzinfarkt, die eine Linksherzkatheteruntersuchung bräuchten, bekämen sie nicht, weil sie in der falschen Klinik liegen. „Es kann doch nicht sein, dass wir in der Charité hier eine High-End-Medizin anbieten, und andere Krankenhäuser in der Umgebung nicht einmal einen Linksherzkathetermessplatz haben“, kritisierte Mansky. Hier liege ein offenkundiges Qualitätsproblem. Und hier sei eine Steuerung über die Krankenhausplanung gefragt. Zum Beispiel könne man Vorgaben machen, dass Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt nur in Kliniken mit einem Linksherzkathetermessplatz gebracht werden dürften.
„Wir brauchen hier eine politische Steuerung“
„Viele Kliniken wissen, dass sie in diesem Bereich einen Mangel haben. Im Wege der Vorwärtsverteidigung holen sich manche der kleinen Kliniken nun auch einen Linksherzkathetermessplatz, um den Anforderungen gerecht zu werden“, erklärte Mansky. Das sei aber noch einmal absurd, weil die Vorhaltung eines solchen Platzes für eine kleine Klinik wirtschaftlich und medizinisch nicht sinnvoll sei. Und um diese einmal angeschaffte Einheit auszulasten, führten die Krankenhäuser dann Untersuchungen durch, die nicht immer sinnvoll seien. „Wir brauchen hier eine politische Steuerung“, forderte Mansky. „Das Problem lässt sich nicht anders lösen.“
Mansky kritisierte, dass die Politik mit dem Krankenhaus-Strukturgesetz nun beabsichtige, das existierende Strukturproblem mit Hilfe der neuen Qualitätsmessung zu lösen: „Die Politik versucht, das Strukturproblem durch die Hintertür zu lösen. Sie hat den Gemeinsamen Bundesausschuss beauftragt, Qualitätsindikatoren aufzusetzen und hofft, dass die Krankenhäuser, die sie nicht erfüllen können, schließen werden. Aber dieser Plan wird scheitern.“ Die Vermengung des Strukturproblems mit der Verbesserung der Behandlungsqualität belaste beide Seiten. Dabei seien beide Themen wichtig. „Aber es ist nicht gut, sie zu vermengen“, so der TU-Professor. © fos/aerzteblatt.de

gerade der Linksherzkatheter und die Kardiologie ist ein schlechtes Beispiel
Dass man im höheren Alter für die identische Erkrankung deutlich weniger medizinischen Einsatz treibt ist kein Geheimnis und weltweit der Fall, ein sehr interessantes Kriterium von sozialem Standart, das fängt ja schon mit der Unterernährung im Alter an.
Medizin gibt es nicht zum 0-Tarif und besonders für den der Geld verdient und Steuern zahlt, ist ihr Einsatz auch ökonomisch mehr als sinnvoll.
Wer für den Einsatz von Medizin nur begrenzt Geld zu Verfügung stellt (GKV) darf nicht unbegrenzten Einsatz verlangen.
Das hasse ich von den Volksrednern mit ihrer "Zwei-Klassen-Medizin".
Manchmal ist ein Anwalt wichtiger für eine Person als ein Arzt, da gibt es noch viel mehr "Klassen".
Auch Richter machen damit, wenn sie z.B. einen Streitwert in schwindelnde Höhe schrauben.

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