Medizin
Ixekizumab kann Psoriasis langfristig lindern
Sonntag, 12. Juni 2016
Chicago - Der monoklonale Antikörper Ixekizumab, der kürzlich zur Behandlung der chronischen Plaque-Psoriasis zugelassen wurde, hat in klinischen Studien über 60 Wochen häufig zu einer vollständigen oder fast vollständigen Abheilung der Hautläsionen geführt. Zu den Nebenwirkungen könnte laut den im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMoa1512711) veröffentlichten Studienergebnissen auch eine erhöhte Rate von entzündlichen Darmerkrankungen gehören.
Ixekizumab bindet und neutralisiert Interleukin 17A. Dieses von Th17-Zellen freigesetzte Zytokin ist an der Pathogenese der Psoriasis beteiligt, einer entzündlichen Erkrankung der Haut, die mit einer lokal verstärkten Schuppenbildung einhergeht. Die Behandlung erfolgt zumeist topisch mit unterschiedlichen Externa. Bei einem Befall von mehr als 10 Prozent der Haut wird häufig auf eine Phototherapie oder eine systemische Therapie gewechselt, bei der zunehmend auch Biologica wie Adalimumab, Infliximab, Secukinumab oder Etanercept zum Einsatz kommen, die sich auch bei anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen bewährt haben.
Zu dieser Gruppe gehört auch Ixekizumab, das die Dermatologen in den ersten klinischen Studien durch einen raschen Wirkungseintritt und eine hohe Effektivität beeindruckt hat. Die positiven Erfahrungen haben sich auch in den Phase 3-Studien bestätigt, die im März diesen Jahres zur Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA geführt haben. In Europa wurde das Mittel ebenfalls zugelassen, es soll dem Vernehmen nach aber erst im Frühjahr 2017 eingeführt werden.
Der Hersteller hat die Sicherheit und Effektivität von Ixekizumab in drei randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien (UNCOVER 1-3) an 3.866 Patienten mit Plaque-Psoriasis untersucht, die Kandidaten für eine systemische Therapie oder eine Phototherapie waren. In allen Studien erzielte Ixekizumab eine Effektivität, die Dermatologen vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten haben.
Die Psoriasis spricht zwar auf viele Therapien an. Eine komplette Abheilung wird jedoch selten erzielt. Mit Ixekizumab erreichten mehr als die Hälfte der Patienten eine PASI 100, bei der sich die Schuppen an allen Stellen der Haut zurückbilden. Bei etwa 80 Prozent der Patienten wurde eine PASI 75 erreicht, mit der die meisten Patienten ebenfalls zufrieden sind. Diese Wirkung hatte, wie das Team um Kenneth Gordon von der Feinberg School of Medicine in Chicago jetzt berichtet, auch nach 60 Wochen noch Bestand. Bei vielen Patienten dürfte es deshalb möglich sein, das Behandlungsintervall, das mit zwei oder vier Wochen angegeben wird, zu verlängern.
Ein wichtiger Aspekt ist die Sicherheit von Ixekizumab. Da der Wirkstoff eine antientzündliche Wirkung hat, wurde von Anfang an mit dem Auftreten von Infektionen gerechnet. Tatsächlich kam es in den Studien zu Infektionen der oberen Atemwege, zu oralen Candidosen, Konjunktivitiden und Tinea-Infektionen. Der Hersteller gibt die Häufigkeit mit 27 Prozent an (gegenüber 23 Prozent im Placebo-Arm).
Laut der aktuellen Publikation kommt es mit zunehmender Dauer auch häufiger zu einer Neutropenie. Bei 8,6 Prozent waren die Neutrophilen nach 60 Wochen auf 1500 bis 2000 pro mm3 abgefallen. Bei 2,6 Prozent sank die Zahl auf 1.000 bis 1.500 pro mm3. Vereinzelt kam es auch zu schweren Neutropenien.
Im Verlauf der Behandlung muss deshalb mit schweren Infektionen gerechnet werden, die zum Absetzen des Medikaments zwingen können. Eine weitere mögliche Nebenwirkung sind entzündliche Darmerkrankungen, die bei elf Patienten unter der Therapie und bei drei Patienten nach dem Absetzen auftraten. Diese Nebenwirkung ist eigentlich paradox, da Ixekizumab eigentlich eine anti-entzündliche Wirkung hat. Wie sie zustande kommt, ist derzeit nicht bekannt. © rme/aerzteblatt.de

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