Ärzteschaft
Mediziner schlägt „Gesundheitslotsen“ für Flüchtlinge vor
Dienstag, 14. Juni 2016
Würzburg – Asylsuchende in Deutschland benötigen nach Überzeugung von Fachleuten einen verbesserten medizinischen Schutz. Flüchtlinge sollten durch sogenannte Gesundheitslotsen beraten werden, die bei Wohlfahrtsverbänden oder ehrenamtlichen Gruppen angesiedelt werden könnten, sagte der Tropenmediziner August Stich heute in Würzburg. Stich sprach von einem „besonderen Handlungsbedarf“ und kritisierte den politischen Umgang mit dem Thema.
Die Flucht habe viele Menschen durch die Wüste oder über das Mittelmeer geführt, zudem sei ihr Impfstatus häufig unzureichend, ergänzte der Leiter der Abteilung Tropenmedizin der Missionsärztlichen Klinik Würzburg. „Auch das Leben in den Notunterkünften fördert Krankheiten.“ Das Asylbewerberleistungsgesetz sehe nur einen eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsleistungen vor. Oft werde die Frage verneint, ob Flüchtlinge eine besondere Zuwendung bräuchten. „Wir fordern einen niederschwelligen Zugang“, so Stich.
Der Mediziner unterstrich, verbreitete Ängste vor dem Ausbruch von Tropenkrankheiten in Europa seien „meist unbegründet“. Allerdings müsse man sich damit auseinandersetzen. Stich verwies zudem auf den Zusammenhang zwischen sozialer Not und dem Ausbruch von Krankheiten. Dies könne man auch am Zikavirus zeigen, das vor allem in Brasilien verbreitet ist. „Ein wichtiges Thema ist auch die psychische Gesundheit von armen und unterprivilegierten Menschen“, fügte der Wissenschaftler hinzu.
Morgen beginnt in Würzburg der 13. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, das größte deutschsprachige Fachtreffen dieser Art. Nach den Worten von Stich befassen sich die Teilnehmer mit dem breiten Spektrum von Infektionskrankheiten, „angefangen von den Herausforderungen im eigenen Land, etwa hochresistenten Keimen auf den Intensivstationen“. Darüber hinaus stünden Tropenmedizin und globale Aspekte im Mittelpunkt. Die Konferenz dauert bis Samstag. © kna/aerzteblatt.de

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