Ärzteschaft
Marburger Bund organisiert erste internationale Konferenz der Ärztegewerkschaften
Mittwoch, 15. Juni 2016
Berlin – Ärztegewerkschaften aus 24 Ländern haben vereinbart, künftig enger zusammenzuarbeiten. Auf der ersten Internationalen Konferenz der Ärztegewerkschaften, die auf Initiative des Marburger Bundes (MB) gestern und heute in Berlin stattfand, sprachen die Gewerkschaftsvertreter über die Arbeitszeitregelungen und die Ärztemigration in ihren Heimatländern. Dabei beschrieben alle, dass die gesetzlichen Arbeitszeitvorgaben in ihren Heimatländern häufig nicht eingehalten würden.
Überlange Arbeitszeiten stellten nicht nur eine Gefahr für Patienten dar, sondern bedrohten auch die Gesundheit von Ärzten, heißt es in einer Resolution, die die Tagungsteilnehmer verfasst haben. Dadurch verliere der Arztberuf an Attraktivität und verschlimmere im Ergebnis auch den Ärztemangel in vielen Ländern. Sie kündigten an, allen Versuchen einer Aufweichung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards in den Arbeitszeitregelungen energisch entgegenzutreten.
„Uns verbindet die Sorge um das Wohlergehen unserer Patienten“
Der 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, betonte, dass „wir mit diesem Treffen ein Stückweit einen Beitrag dazu leisten, die Patientenversorgung in der Welt zu verbessern“. Denn Ärzte, denen es schlecht gehe, könnten ihren Patienten nicht gut helfen. „Was uns verbindet, wenn wir über die Arbeitsbedingungen von Ärzten sprechen, ist die Sorge um das Wohlergehen unserer Patienten“, betonte Henke.
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Die Gewerkschaftsvertreter verabredeten darüber hinaus einen intensiven Austausch über Fragen der Migration. So wollen sie zuwanderungswillige Ärzte über die Arbeitsbedingungen, die Anerkennung medizinischer Zertifikate und die erforderlichen Sprachkenntnisse im Aufnahmeland informieren. Zudem wollen sie Ärzte, die in einem anderen Land arbeiten möchten, möglichst frühzeitig auf die Ärztegewerkschaften im Aufnahmeland aufmerksam machen. In ihrer Resolution fordern sie, dass alle Länder danach streben sollen, genügend Ärzte auszubilden, um den eigenen Bedarf zu decken. Auf diese Weise soll die Migration von Ärzten nicht zum Nachteil ärmerer Länder werden.
Stroppe: Erste internationale Gewerkschaftstagung ist „bedeutend“
Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Lutz Stroppe, betonte in seinem Grußwort das gesundheitspolitische Gewicht der Konferenz: „Ich finde es bedeutend, dass zum ersten Mal eine internationale Gewerkschaftstagung der Ärzte stattfindet.“ Der Anteil der ausländischen Ärzte in Deutschland habe sich in den vergangenen 20 Jahren auf heute acht Prozent mehr als verdoppelt. „Ohne diese Zuwanderung wäre eine angemessene Versorgung der Patienten in Deutschland so nicht möglich“, sagte Stroppe. Gerade bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen seien es vor allem Ärzte mit Migrationshintergrund gewesen, die für eine gute Versorgung der Flüchtlinge gesorgt hätten, da sie sich besser als andere auf multikulturelle Voraussetzungen hätten einstellen können.
An dem Treffen nahmen unter anderem Vertreter von Ärztegewerkschafen aus Österreich, Brasilien, Myanmar, Schweden, Hongkong, Tansania, den Bahamas, Portugal, Uruguay, Slowakei, Neuseeland, Jamaika und Serbien teil. © fos/aerzteblatt.de

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