Medizin
Epidemie mit Enterovirus A71 in Katalonien
Freitag, 17. Juni 2016
Stockholm – In der spanischen Provinz Katalonien sind mindestens 87 Kinder an neurologischen Komplikationen einer Infektion mit dem Enterovirus A71 erkrankt. Laut einem Bericht der European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) befinden sich derzeit 22 Kinder im Krankenhaus, davon sieben auf Intensivstationen.
Das Enterovirus A71 ist der Auslöser der Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Das Virus ist hochgradig ansteckend, doch die Infektion verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch oder sie geht mit leichtem Fieber sowie Bläschenbildung im Hand-, Fuß- und Mundbereich einher, die der Erkrankung den Namen gegeben haben. In seltenen Fällen kann es zu einer neurologischen Beteiligung kommen. Das Virus wurde 1974 in Kalifornien entdeckt, wo es zuvor eine Epidemie mit vereinzelten schweren neurologischen Komplikationen ausgelöst hatte.
In Europa hat es laut ECDC in der Vergangenheit vier Ausbrüche gegeben. In Bulgarien erkrankten 1975 mindestens 705 Kinder, von denen 149 Lähmungen entwickelten und 44 starben. In Ungarn gab es 1978 einen Ausbruch mit 323 Erkrankungen. Der aktuelle Ausbruch begann Mitte April. Bis Anfang Juni wurden 87 Erkrankungen dokumentiert. Die Patienten waren zwischen drei Monate und zehn Jahre alt. Die häufigsten Symptome waren epileptische Anfälle, Schläfrigkeit und Myoklonien. Insgesamt 12 der 87 Kinder mussten auf Intensivstationen behandelt werden, sieben befinden sich derzeit noch dort. Todesfälle sind bisher nicht zu beklagen.
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Bislang gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass sich die Epidemie auf andere Länder ausbreiten könnte. Die ECDC ruft die Pädiater jedoch zur Aufmerksamkeit auf. Verdächtig sind alle Patienten mit schweren neurologischen Symptomen, zu denen neben Meningitis und Enzephalitis auch eine akute schlaffe Lähmung (AFP) gehört, wie sie früher bei der Polio auftrat. Auch bei Kindern mit Hand-Fuß-Mund-Krankheit sollten Proben entnommen und zum Nachweis von Enteroviren eingeschickt werden.
Enteroviren-Epidemien verlaufen häufig unbemerkt. Als es im August and September 2014 in Nordamerika zu einer Epidemie mit Enterovirus-D68 gekommen war, die dort mit AFP einherging, hatte die ECDC zu einer vermehrten Aufmerksamkeit aufgerufen. In 51 Labors aus 17 Ländern waren damals 17.248 Proben untersucht worden. Insgesamt 389 Proben waren positiv auf EV-D68 (2,26 Prozent). Damals konnten drei AFP auf das Virus zurückgeführt werden. © rme/aerzteblatt.de

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