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Medizin

ECDC: Wie die Ausbreitung der mcr-1-Resistenz gestoppt werden soll

Montag, 20. Juni 2016

Stockholm – Die Entdeckung von Darmbakterien, die ein Resistenz-Gen gegen das Reserveantibiotikum Colistin entwickelt haben und diese über Plasmide im Prinzip an andere Darmbakterien weiterreichen können, hat die Gesundheitsbehörden alarmiert. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) fordert jetzt eine intensivierte Kontrolle.

Innerhalb weniger Monate, nachdem chinesische Forscher das Resistenzgen mcr-1 bei Tieren, im Futter und vereinzelt auch beim Menschen nachgewiesen hatten, wurde klar, dass das Problem auch in anderen Ländern und Kontinenten existiert, darunter auch Europa und Deutschland. Wie viele Menschen betroffen, und wie häufig der Erreger für ein Antibiotikaversagen verantwortlich ist, ist jedoch unklar, weil die Labore bisher nicht danach suchen.

Die ECDC hat deshalb Colistin in das Panel von antimikrobiellen Substanzen aufge­nommen, deren Empfindlichkeit bei  Resistenztests untersucht wird. Bei einer nachgewiesenen Resistenz soll dann gezielt nach dem Gen mcr-1 gesucht werden. Im Zweifelsfall könnte auch das gesamte Genom der Bakterien sequenziert werden, um den Auslöser der Resistenz zu finden.

Außerdem sollte in der Nahrung, in Tieren und auch in menschlichen Isolaten stichprobenartig in Sentinals nach der Verbreitung von mcr-1 gefahndet werden, heißt es in einem Risk Assessment der ECDC.

Auf lokaler Ebene sollten die Tests prospektiv durchgeführt werden, wenn es zu einer Häufung von Carbapenem-resistenten oder anderen multiresistenten Enterobac­teriaceae etwa in einer Klinik gekommen ist. Auf nationaler Ebene sollte die Häufigkeit des Resistenzgens bei Colistin-resistenten Isolaten von Carbapenem-resistenten Enterobacteriaceae (CRE) oder anderen multiresistenten Enterobacteriaceae bestimmt werden, um die Ausbreitung des Problem-Gens frühzeitig zu erfassen. Die ECDC will hier ein Surveillance-Modul schaffen, in dem das Genom der Erreger komplett sequenziert wird.

Die ECDC sieht in den Tests und der raschen Rückmeldung an die Klinik ein Mittel, die Therapie der Patienten zu unterstützen und vor allem eine Ausbreitung in der Klinik zu verhindern. Dazu werden die bekannten Infektionskontrollen vorgeschlagen, ange­fangen bei der strikten Handhygiene bis zur Isolierung der betroffenen Patienten in Einzelzimmern. Eine rationale Antiinfektivaverordnung („Antibiotic Stewardship“) soll den Selektionsdruck der Bakterien senken und verhindern, dass es zur Resistenzentwicklung kommt.

Die Ausbreitung des mcr-1-Gens ist nach Einschätzung der Leitung der EU-Behörde Andrea Ammon ein weiterer Schritt in Richtung einer Pan-Resistenz, die es in Zukunft schwierig bis unmöglich machen könnte, infizierte Patienten zu behandeln. © rme/aerzteblatt.de

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