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Ärzteschaft

Resistente Keime auf dem Vormarsch

Dienstag, 21. Juni 2016

Würzburg/Berlin – Beim Wettrüsten zwischen Krankheitskeimen und medizinischer Forschung könnten die Keime die Oberhand behalten. Diese Befürchtung äußerten Experten auf dem 13. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin in Würzburg.

Langfristig schützten immer neue Antibiotika nicht gegen immer neue Keime, äußerte Winfried Kern, Leiter der Infektiologie der Medizinischen Universitätsklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. „Dieses Wettrüsten werden wir auf Dauer womöglich verlieren, die Keime finden immer neue Strategien, und durch weiterentwickelte Antibiotika bisheriger Art helfen wir ihnen sogar manchmal, neue Resistenz-Strategien zu entwickeln“, sagte er.

Die Infektiologen fordern daher eine fach- und grenzübergreifende Zusammenarbeit im Kampf gegen resistente Krankheitserreger. Humanmedizin, Tiermedizin und Lebens­mittel­produktion müssten dabei zusammenwirken. Notwendig sei es außerdem, eine gemeinsame Strategie mit den europäischen Nachbarländern zu entwickeln.

 Am 8. und 9. Oktober 2015 hatten sich die Gesundheitsminister der sieben führenden Industrie­staaten – USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Deutschland – auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in Berlin zu eben diesem Thema zusammengesetzt. Sie stimmten über eine Erklärung zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen ab und vereinbarten, bei der Bekämpfung globaler Gesundheits­krisen enger zusammenzuarbeiten. Die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen sei durch mehr Präventions- und Hygienemaßnahmen zu bekämpfen, der sachgerechte Einsatz in der Human- und Tiermedizin zu fördern und die Forschung kraftvoll voranzutreiben, betonten die Minister damals.

Folgende Maßnahmen hat die Politik in diesem Zusammenhang auf den Weg gebracht, teilte das BMG gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt mit:

  • Die Meldepflicht wurde verschärft. In Zukunft müssen resistente Erreger nicht erst bei einem Krankheitsausbruch, sondern bereits beim ersten Nachweis eines Erregers gemeldet werden. So sollen die Gesundheitsämter Zeit gewinnen, um zielgerichtet vorgehen zu können. Gleichzeitig wird die Meldepflicht auf weitere resistente Erreger ausgeweitet.
  • Mit den Ärztekammern seien Gespräche aufgenommen worden, um die Themen Hygiene und Bekämpfung multiresistenter Keime bereits in der Ausbildung zu stärken.
  • Mehr Personal im Krankenhaus: Der Bund unterstütze Krankenhäuser bereits seit 2013 mit einem Hygiene-Förderprogramm im Umfang von 365 Millionen Euro. Dieses Hygieneförderprogramm wurde mit dem Krankenhausstrukturgesetz fortgesetzt und ausgebaut. Dadurch könnten mehr Hygienefachkräfte in Krankenhäusern eingestellt und ausgebildet werden. Zudem werde die Weiterbildung in Infektiologie gefördert, um mehr Fachpersonal zu gewinnen.
  • Die neue Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie, die am 13. Mai 2015 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde, enthalte auch Regelungen für den Bereich der Tierhaltung und Tiermedizin.
  • Auf Europäischer Ebene wurde das Problem der mangelnden Entwicklung neuer Antibiotika laut BMG schon 2011 im EU-Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen 2011 adressiert.
  • Laut den im April vorgestellten Ergebnissen des sogenannten Pharmadialogs sind weitere Anstrengungen in der Arzneimittelforschung und ein besserer Transfer der Forschungsergebnisse nötig. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstütze daher zahlreiche Forschungseinrichtungen, die an neuen Wirkstoffen arbeiteten. Dafür stehen jährlich etwa 20 Millionen Euro Förderung zur Verfügung. Darüber hinaus werden mit rund 8 Millionen Euro jährlich gezielt Projekte zur Entwicklung neuer Therapien gegen bakterielle Infektionen gefördert.
  • Das BMG werde zusammen mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Bundesärztekammer (BÄK) sowie der Kassenärztlichen Bundesver­einigung (KBV) Informationen für Ärzte sowie Patienten bereitstellen, um den Einsatz von Antibiotika besser zu steuern und so die Entstehung von Resistenzen zu verringern.
  • Um einen zielgenauen Einsatz von Antibiotika zu fördern, werde das BMG die Regelungen zur Erstattung von diagnostischen Verfahren verbessern.
© hil/aerzteblatt.de

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