Medizin
NASH: Pioglitazon bessert Leberhistologie in Studie
Mittwoch, 22. Juni 2016
Gainesville/Florida – Die Behandlung mit dem Insulin-Sensitiver Pioglitazon hat in einer randomisierten klinischen Studie bei Patienten mit Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes die pathologische Leberverfettung NASH deutlich vermindert. Ein Nachteil der Behandlung bestand laut der Publikation in den Annals of Internal Medicine (2016; doi: 10.7326/M15-1774) in einer deutlichen Gewichtszunahme der Patienten.
Die Fettleber ist eine häufige Begleiterscheinung von Adipositas und Typ-2-Diabetes. Bei den meisten Patienten bleibt es bei einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Bei einigen Patienten kommt es aber zu einer entzündlichen Reaktion, der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH), die zu einer Fibrose und schließlich einer Zirrhose fortschreiten kann. NASH ist eine zunehmend häufigere Ursache für chronisches Leberversagen und auch Leberkarzinome. Es wird deshalb nach Wegen gesucht, die Entwicklung von NASH zu verhindern.
Zu den aussichtsreichen Wirkstoffen gehören Thiazolidindione und hier vor allem Pioglitazon (dem nach der Rücknahme von Rosiglitazon einzigen Vertreter der Wirkstoffklasse). Pioglitazon verbessert die Insulinwirkung, was sich nicht nur günstig auf den Glukosestoffwechsel auswirkt. Frühere Studien haben gezeigt, dass Pioglitazon auch die Leberverfettung vermindern kann.
Kenneth Cusi von der Universität von Florida hat die Auswirkungen jetzt in einer randomisierten Studie an 101 Patienten mit Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes untersucht, die an einer durch Biopsie bestätigten NASH litten. Die Patienten wurden auf die 18-monatige Behandlung mit Pioglitazon (45 mg/die) oder mit Placebo randomisiert. Zusätzlich nahmen alle Patienten an einer Diätbehandlung teil, die die tägliche Energieaufnahme um 500 Kilokalorien senken sollte. Der primäre Endpunkt war eine Verbesserung der Leberhistologie, die nach 18 und 36 Monaten durch erneute Biopsien beurteilt wurden.
Pioglitazon verbesserte den Stoffwechsel mit einer Senkung von Blutzucker und Triglyzeridwerten. Der Fettgehalt der Leber sank von 19 auf 7 Prozent. Bei 58 Prozent der Patienten wurde in den Kontrollbiopsien eine Verbesserung der Leberhistologie festgestellt. In der Vergleichsgruppe mit alleiniger Diätbehandlung waren es nur 17 Prozent. Der Unterschied von 41 Prozentpunkten war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 23 bis 59 Prozentpunkten statistisch signifikant.
Bei 51 Prozent der Patienten kam es unter der Therapie mit Pioglitazon sogar zu einer Ausheilung der NASH und damit verbunden der Aussicht, das Fortschreiten der Lebererkrankung (vorerst) gestoppt zu haben. In der Vergleichsgruppe wurde dies nur bei 19 Prozent der Patienten erreicht. Der Unterscheid von 32 Prozentpunkten war hier mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 13 bis 51 Punkten ebenfalls signifikant.
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Die Fibrose besserte sich unter der Behandlung mit Pioglitazon bei 39 Prozent der Patienten. In der Vergleichsgruppe waren es 25 Prozent, ein nicht signifikanter Unterschied. Der mittlere Fibrose-Score verbesserte sich unter der Pioglitazon-Behandlung um 0,5 Punkte, während er in der Placebo-Gruppe gleich blieb. Unter Pioglitazon kam es auch seltener zu einem Fortschreiten der Fibrose (12 versus 28 Prozent).
Die Ergebnisse bestätigen die guten Erfahrungen aus früheren Studien. Es kam jedoch auch zu einer bekannten Nebenwirkung von Glitazonen, die die Ärzte bei den zumeist übergewichtigen Typ-2-Diabetikern gerne vermieden hätten. Trotz Diät nahmen die Patienten um 2,5 Kilogramm mehr zu als unter der Placebobehandlung. Ob Pioglitazon aufgrund der Ergebnisse zum Therapiestandard bei NASH erklärt wird, bleibt abzuwarten. Viele Experten dürften zunächst zurückhaltend reagieren und die Ergebnisse weiterer Studien abwarten. © rme/aerzteblatt.de

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