Politik
Christliche Krankenhäuser setzen auf Seelsorge-Konzept
Mittwoch, 22. Juni 2016
Berlin – Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat die christlichen Krankenhäuser ermutigt, „die Qualitätsdebatte offensiv mitzugestalten“. Bei der Eröffnung der Jahrestagung des Dachverbandes CKiD gestern in Berlin hob Gröhe die „ganzheitliche Zuwendung für Leib und Seele“ als besonderes Kennzeichen der konfessionellen Krankenhäuser hervor. An dem zweitägigen Kongress nehmen rund 300 Experten aus dem Krankenhausmanagement, der Fachöffentlichkeit und der Politik teil.
„Es ist das Miteinander von medizinischem, pflegerischem Fachwissen und von christlicher Prägung, das den Menschen im Krankheits- und Pflegefall in den Mittelpunkt stellt“, betonte der Minister. Er hob den besonderen Beitrag christlicher Krankenhäuser bei der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen hervor. Die konfessionell getragenen Häuser trügen dazu bei, „die unbedingte Würde des Menschen in jeder Lebenssituation zu wahren“. Mit Blick auf die Versorgung im Krankenhaus forderte Gröhe eine stärkere Vernetzung. Nicht alle Krankenhäuser könnten alles mit derselben Qualität anbieten.
Der CKiD forderte, das Krankenhausfinanzierungssystem stärker am Patientenwohl auszurichten. Die zunehmende Ökonomisierung des Krankenhauswesens sei an ihre Grenzen gestoßen. Der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands, Ingo Morell, appellierte daran, die zeit- und betreuungsintensiven Tätigkeiten stärker zu berücksichtigen. Der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Christoph Radbruch, verlangte, die „Krankenhausversorgung wieder mehr am individuellen Bedarf der Patienten auszurichten“.
Mit Versorgungsqualität punkten
Auf dem Kongress wurde zudem deutlich, welche Richtung die christlichen Krankenhäuser im Wettbewerb einschlagen wollen. Die Geschäftsführungen setzten besonders auf Innovation durch neue Prozesse und Leistungen im ärztlichen Bereich, hieß es in einer bei der Jahrestagung des Dachverbandes CKiD veröffentlichten Erhebung über Wettbewerbsstrategien der 600 kirchlichen Krankenhäuser in der Bundesrepublik.
In der Studie der Universität Dortmund nannten die Kliniken als wichtigste Maßnahmen den Ab- und Aufbau von Abteilungen, die Gründung von Spezialzentren und die Ausweitung ambulanter Dienste. Sie wurden in den vergangenen fünf Jahren in 83 Prozent der Krankenhäuser durchgeführt. Am häufigsten wurden mit 34 Prozent Abteilungen aufgebaut. An zweiter und dritter Stelle folgen vermehrte ambulante Leistungen (23 Prozent) und die Gründung von Spezialzentren (22 Prozent). 9 Prozent der Kliniken schlossen Abteilungen.
Bei der Umsetzung der christlichen Werteorientierung setzt die Mehrheit der Geschäftsführer (81 Prozent) auf ein Seelsorge-Konzept. Ebenso wird besonderer Wert auf die Auswahl von Führungskräften mit christlichen Wertvorstellungen gelegt.
Laut Studie sind 21 Prozent der Häuser „strategische Pioniere“. Sie zeichnen sich dadurch aus, potenzielle Marktchancen frühzeitig zu erkennen und auszuschöpfen. 24 Prozent verfolgen demgegenüber defensive Strategien wie die Verbesserung bestehender interner Prozesse, während 13 Prozent Analysten-Strategien zur Ausbalancierung von Risiken und Profitchancen umsetzen. Die restlichen 42 Prozent verfolgen Mischstrategien. Die Studie verweist darauf, dass vorausschauende Krankenhäuser finanziell erfolgreicher sind als jene, die eine defensive Strategie verfolgen.
Nach dem vor zwei Wochen veröffentlichten Krankenhaus-Rating-Report hat sich die Ertragslage der Krankenhäuser in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren verbessert: Der Anteil der Kliniken in der Gewinnzone erhöhte sich von 66,3 auf 77 Prozent. Der Anteil der Kliniken mit hohem Insolvenzrisiko sank von 12,4 auf 10,8 Prozent. Verluste schreiben 45 Prozent der Kliniken in öffentlicher-rechtlicher Trägerschaft, 20,5 Prozent der frei-gemeinnützigen (kirchlichen) und vier Prozent der Kliniken in privater Trägerschaft. © kna/aerzteblatt.de

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