Vermischtes
Zigaretten-Schockfotos: Mehrheit hält sie für wirkungslos
Montag, 27. Juni 2016
Hamburg – Die Mehrheit der Deutschen glaubt einer Umfrage zufolge nicht an die abschreckende Wirkung von Schockfotos auf Zigarettenpackungen. 58 Prozent der Befragten sagten in der Studie des forsa-Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit, die Bilder seien keine wirksame Maßnahme, um Nichtraucher davon abzuhalten, mit dem Rauchen zu beginnen.
Dass Raucher wegen der Fotos von Krebsgeschwüren, Raucherlungen oder verfaulten Zähnen auf den Packungen ihren Tabakgenuss aufgeben, bezweifeln sogar 81 Prozent, wie die Krankenkasse weiter mitteilte. Grundsätzlich finden es aber 69 Prozent der Befragten in Ordnung, dass derartige Bilder gezeigt werden.
aerzteblatt.de
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Seit dem 20. Mai gilt in Deutschland die EU-Tabakrichtlinie, nach der auf Zigarettenpackungen abschreckende Fotos gezeigt werden müssen. Die Bilder müssen zusammen mit Warnungen wie „Rauchen ist tödlich“ mindestens zwei Drittel der Vorder- und Rückseite der Packungen einnehmen. Bisher waren solche Hinweise kleiner.
„Ob jemand zur Zigarette greift oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab“, sagte der DAK-Suchtexperte Ralf Kremer. Schockbilder auf Zigarettenpackungen seien nur ein Präventionsfaktor. Die Krankenkasse setze auf Information und Aufklärung, vor allem in den Schulen.
Eine US-amerikanische Studie hatte Anfang Juni festgestellt, das Schockbilder auf Zigarettenschachteln Raucher dazu brachte, sich mit dem Thema Rauchstopp zu beschäftigen und einen Abstinenzversuch zu unternehmen. © dpa/aerzteblatt.de

Was aber ist mit den Nebenwirkungen ("Kollateralschäden") ???
„(…) Ich erachte die Anti-Raucherkampagne durch Abschreckungsbilder als sinnvoll, verwehre mich aber dagegen, Rauchen in direkten Zusammenhang zu Behinderung als Folge des Rauchens zu stellen. Beispielsweise lautet ein Warnhinweis ‚Rauchen verursacht Schlaganfälle und Behinderungen’, begleitet von Bildern wie einer blassen, apathischen, im Rollstuhl hängenden Frau oder eines künstlich beatmeten Mannes im Krankenbett. Diese Sujets vermitteln ein klischeehaftes und negatives Bild von Behinderung, die ich als diskriminierend empfinde“.
Zumindest das österreichische Parlament hat bereits reagiert: „In Form einer Entschließung spricht sich der Gesundheitsausschuss dafür aus, bei den kombinierten Warnhinweisen auf den Packungen künftig darauf zu achten, dass es zu keiner Diskriminierung behinderter Menschen kommt“, und offensichtlich das „European Disability Forum“ eingeschaltet.
Oder auch Christiane Link (http://blog.zeit.de/stufenlos/2016/04/25/behinderte-menschen-als-warnhinweis/):
"Hat sich mal irgendjemand der Gesundheitskampagnenerfinder überlegt, wie sich das eigentlich so anfühlt, wenn die eigene Lebenssituation als abschreckendes Beispiel genutzt wird? Nein? Dann kann ich es ihnen sagen: Es ist ziemlich ätzend.
Am meisten stört mich die Botschaft in beiden Warnungen: „Ein Leben mit Behinderung ist furchtbar! So möchtest du doch nicht leben, oder?“ Na danke liebe EU. Vielleicht hören ein paar mehr Menschen deshalb auf zu rauchen. Aber sehr viel mehr Menschen müssen tagtäglich dagegen ankämpfen, dass sich solche und ähnliche Botschaften in den Köpfen festsetzen. Sie führen zu Mitleid, Ausgrenzung und weniger Teilhabe. Denen erweist man mit der Kampagne einen Bärendienst."
NATÜRLICH hat es "eine Wirkung", wenn man bspw. abgeschlagene Extremitäten (bspw. gegen Diebstahl oder Rauchen), oder gar (bspw. erschlagene) Säuglinge zur Schau stellt. Seit Jahrtausenden bekannt. Seit Jahrtausenden werden Menschen auf genau diese Weise auf's Schlimmste gedemütigt.
Dürfen aber Ärzte derartige Abscheulichkeiten unterstützen, gar initiieren?

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