Ausland
Ärzte ohne Grenzen: Bei Dadaab-Schließung droht Gesundheitskrise
Montag, 27. Juni 2016
Kapstadt – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass die Schließung des weltgrößten Flüchtlingslagers Dadaab in Kenia eine Gesundheitskrise mit sich bringt. Die Herkunftsländer könnten die medizinische Grundversorgung der Bewohner des Lagers nicht garantieren, sagte die zuständige Koordinatorin der Hilfsorganisation, Melat Haille, der südafrikanischen Zeitung Mail & Guardian. Im Dadaab-Camp leben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR rund 350.000 Menschen.
Die Gesundheitslage in dem Lager im Osten Kenias sei derzeit stabil, wenngleich Bewohner von chronischen Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Krebs gezeichnet seien. Viele Flüchtlinge aus dem benachbarten Somalia litten zudem unter Depressionen. Dies sei jedoch nichts im Vergleich mit den Folgen einer derzeit geplanten Lagerschließung. „Eine erzwungene Rückführung wäre um ein Vielfaches schlimmer“, betonte Haille. In weiten Teilen Somalias sei eine medizinische Grundversorgung „dürftig“ oder fehle ganz. So leide ein Großteil der neu ankommenden Kinder aus Somalia an Unterernährung. Vielen von ihnen fehlten die grundlegenden Schutzimpfungen.
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„Findet eine Rückkehr in die Heimatländer nicht freiwillig statt, werden die Gesundheitsfolgen für die Flüchtlinge immens sein“, so Haille. Chronisch Kranke, die auf Insulin und Blutdruckmedikamente angewiesen seien, treffe es am härtesten. Die Unterbrechung einer Tuberkulose-Behandlung könne außerdem zu Medikamentenresistenzen führen. Weitere Folgen seien Unterernährung und ein geschwächtes Immunsystem. „Die Bewohner ohne die nötige Sorgfalt zurückzuschicken, wird in die nächste Gesundheitskrise münden“, warnte Haille.
Im Mai hatte die Regierung in Nairobi angekündigt, die beiden Flüchtlingscamps Dadaab und Kakuma endgültig schließen zu wollen. Die mehrheitlich aus Somalia, Südsudan und Burundi stammenden Flüchtlinge sollten bis November in ihre Herkunftsländer abgeschoben werden. Die ersten von ihnen waren vor 25 Jahren nach Kenia geflohen. © kna/aerzteblatt.de

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