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Erste Zahlen zu vierfach resistenten Klinikkeimen aus Baden-Württemberg

Mittwoch, 29. Juni 2016

Stuttgart – Kliniken in Baden-Württemberg haben im zweiten Halbjahr 2015 416 Patienten identifiziert, die Träger gramnegativer Erreger waren, die gegen alle vier klinisch relevanten Antibiotikagruppen resistent sind – sogenannte 4MRGN. Diese Zahl hat die Techniker Krankenkasse auf der Basis von Daten der Geschäftsstelle Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) in Baden-Württemberg veröffentlicht.

Die 4MRGN bilden ß-Laktamasen, die sie nicht nur weniger empfindlich für Penicilline und Cephalosporine der dritten und vierten Generation machen, sondern auch für Peneme. Carbapenemresistente Erreger (CRE) sind in den letzten Jahren in Deutschland wie in anderen Ländern deutlich häufiger geworden. Häufig sind CRE nur noch empfindlich für Colistin. Allerdings sind bereits Escherichia-Coli-Stämme mit plasmidcodierten Colistinresistenzgenen bei Menschen aufgetaucht, welche die Effektivität des Reserveantibiotikums gefährden.

„Nachdem die letzten Jahrzehnte durch eine zunehmende Ausbreitung gram-positiver nosokomialer Infektionserreger gekennzeichnet waren, zeichnet sich in den letzten Jahren eine Zunahme der Resistenzen bei gramnegativen Stäbchen-Bakterien ab“, informierte die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) bereits 2012.

Nach Angaben der TK haben die gramnegativen Keime im Jahr 2014 in Baden-Württemberg zu 4.072 stationär behandelten Blutvergiftungen geführt, im Vergleich zu 2013 ein Anstieg um über elf Prozent, im Vergleich zu 2011 sogar um über 30 Prozent.

Für die Erhebung in Baden-Württemberg wurden in der zweiten Jahreshälfte 2015 insgesamt 63.000 Risiko-Patienten in 187 Kliniken gescreent. Das sind etwa sechs Prozent aller Patienten. Bei 127 von den 416 Patienten wurde der gefährliche Keim „Acinebacter baumannii“ nachgewiesen. Experten gehen davon aus, dass es bei mehr als 20 Prozent der davon betroffenen Patienten zu einer Infektion kommt, die dann mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr bekämpft werden kann. Es handelt sich dabei um Wundinfektionen, Blutvergiftung, Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Harnwegsinfektionen, die nicht selten tödlich enden. Neben den Baumannii-Bakterien wurden vor allem Kolibakterien und andere im menschlichen Darm vorkommende Bakterien entdeckt.

„Das Screeningverhalten der Krankenhäuser ist noch sehr unterschiedlich. Es ist das Ziel des Qualitätssicherungsverfahrens, neben mehr Transparenz strukturierte Screening-Maßnahmen in den Kliniken zu etablieren“, sagte Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Voraussichtlich ab dem kommenden Jahr werden Spezialisten der Arbeitsgruppe „Multiresistente Erreger“ (MRE) mit Kliniken, die kein Screening bei Risikopatienten gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts durchführen, in einen sogenannten „strukturierten Dialog“ treten.

„Die Selbstverwaltung in Baden-Württemberg leistet hier einen beachtlichen Beitrag zum Patientenschutz, der bundesweit als Vorbild dienen kann“, so Vogt. © hil/aerzteblatt.de

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