Medizin
Zika: Impfstoffe bei Mäusen erfolgreich – Klinische Studien geplant
Mittwoch, 29. Juni 2016
Cambridge/Plymouth - Die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Zikavirus kommt offenbar gut voran. Bei Mäusen wurde mit einem konventionellen Impfstoff und einer DNA-Vakzine laut einem Bericht in Nature (2016; doi: 10.1038/nature18952) bereits nach einer einmaligen Impfung eine gute Schutzwirkung erzielt. Eine private Firma hat von der FDA bereits die Erlaubnis zur Durchführung einer klinischen Studie erhalten.
Das Zikavirus gehört zu den Flaviviren. Gegen einige andere Vertreter dieser Gattung (Gelbfieber-Virus, Japanisches Enzephalitis-Virus, FSME-Virus und Dengue-Viren) gibt es bereits Impfstoffe und es bestehen keine „technischen“ Hürden gegen eine effektive Zika-Vakzine. Die Entwicklung eines klassischen Impfstoffs ist jedoch langwierig. Diese Impfstoffe werden entweder aus abgetöteten Viren hergestellt oder durch eine Abschwächung lebender Viren erzeugt. Dies erfordert eine längere Reihe von Experimenten, bis dann – vielleicht – der passende Impfstoff gefunden wird.
Das Walter Reed Forschungsinstitute der US-Armee, das nach eigener Aussage seit einem halben Jahrhundert Erfahrungen mit Impfstoffen gegen Flaviviren gesammelt hat, sucht seit drei Jahren nach einem geeigneten Impfstoff. Grundlage sind Viren, die in Thailand und den Philippinen isoliert wurden, wo das Virus nach seinem „Sprung“ über den Pazifik bereits aufgetreten war. Der jetzt erstmals in Mäusen untersuchte Impfstoff basiert allerdings auf Viren, die vor kurzem in Puerto Rico isoliert wurden.
Der Impfstoff wurde am Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) in Boston an Mäusen getestet. Wie das Team um Dan Barouch berichtet, kam es nach einer einmaligen Impfung zur Bildung von protektiven Antikörpern und die Tiere überstanden vier Wochen später eine intravenöse Injektion von Zikaviren unbeschadet.
Das BIDMC testete noch einen zweiten Impfstoff, den Forscher des Ragon Institute in Cambridge entwickelt haben. Das Institut ist ein Ableger des Massachusetts Institut of Technologie. Es wurde vor einiger Zeit zur Entwicklung von DNA-Vakzinen gegen HIV gegründet. DNA-Vakzinen lassen sich wesentlich schneller herstellen als konventionelle Impfstoffe. Ihre Anwendung ist jedoch kontrovers. Bislang wurde nur ein einziger DNA-Impfstoff zur Anwendung beim Menschen zugelassen. Es handelt sich um einen Impfstoff gegen die Japanische Enzephalitis, der im Jahr 2010 in Australien eingeführt wurde.
Ausgangspunkt von DNA-Impfstoffen sind einzelne Virus-Gene. Die Forscher wählen dabei Gene, die Erbinformation der Virusoberfläche enthalten, da diese am ehesten vom Immunsystem erkannt werden und zur Bildung von protektiven Antikörpern durch das Immunsystem führen. Die Forscher von Ragon Institute entschieden sich für das Gen des prM-Env-Proteins. Es stammt von einem in Brasilien isolierten Zikavirus.
Von dem Gen, das bei Zikaviren in RNA vorliegt, wird zunächst eine DNA-Kopie hergestellt. Diese Kopie wird dann in ein Plasmid eingefügt. Dieses Plasmid ist Grundlage des biotechnologisch hergestellten Impfstoffes. Der Impfstoff wird subkutan oder intramuskulär injiziert. Das Ziel der Impfung ist eine Infektion von körpereigenen Zellen mit dem Plasmid. Diese sollen dann das Virus-Protein produzieren und an ihre Umgebung abgeben. Wird es dort vom Immunsystem bemerkt, kommt es zur Bildung von protektiven Antikörpern.
Der Impfstoff des Ragon Institute erzielte bei Mäusen eine gute protektive Wirkung. Tiere, die acht Wochen nach der Impfung mit Zikaviren inokuliert wurden, erkrankten nicht.
Die beiden Impfstoffe sollen jetzt in einer ersten klinischen Studie ab Oktober in einer kleineren Gruppe von gesunden Probanden getestet werden. Erst wenn in dieser Phase 1-Studie keine Probleme auftreten, kann eine größere Studie beginnen.
Die beiden Impfstoffe der öffentlichen Institute erhalten Konkurrenz von einem DNA-Impfstoff, den die südkoreanische Firma GeneOne Life Science zusammen mit Inovio Pharmaceuticals aus Plymouth Meeting bei Philadelphia entwickelt hat. Die GLS-5700 genannte Vakzine wird intradermal appliziert. Der Eintritt in die Zellen wird dabei mit einem Gerät gefördert, das über das Anlegen einer elektrischen Spannung kurzzeitig die Zellmembranen durchgängig für die Plasmide macht.
Die US-Arzneimittel-Agentur FDA hat vor wenigen Tagen die Genehmigung für eine Phase 1-Studie erteilt, an der 40 Patienten teilnehmen sollen. Auch hier müssen sich weitere Studien anschließen, bevor – vielleicht in einigen Jahren – mit der Einführung des Impfstoffs zu rechnen ist. © rme/aerzteblatt.de

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