Medizin
Wie Stress Epilepsien verschlimmert
Donnerstag, 30. Juni 2016
London – Stress erhöht die Anfallshäufigkeit bei Epilepsie-Patienten. Grund hierfür könnten erhöhte Spiegel von Corticotropin-Releasing-Hormon im Hirn sein, berichten Forscher der University of Western Ontario in Kanada. Die Arbeitsgruppe um Michael Poulter veröffentlichte ihre Studie in Science Signaling (doi:10.1126/scisignal.aad8676).
Stress kann bei Patienten mit einer Epilepsie die Erkrankungen verschlimmern. Insbesondere die Anfallshäufigkeit kann zunehmen. Der Grund hierfür ist jedoch weitestgehend unbekannt. Psychischer Stress kann die Schlafqualität verschlechtern und den Haushalt von Stresshormonen im Körper verändern.
Die Forscher untersuchten die Hirne von Ratten und applizierten Corticotropin-Relasing-Hormon. Das Hormon aktiviert die Ausschüttung von Botenstoffen, die in der Nebennierenrinde die Cortisolausschüttung aktivieren. Da es ein neurotropes Hormon ist, wirkt es jedoch auch auf viele andere Nervenzellen im Hirn ein. Es steuert so unter anderem die neuronale Anpassungen auf externen Stress.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Hormon auf den piriformen Kortex der Ratten einwirkte. Der piriforme Kortex gehört zum primitiven Riechhirn von Säugetieren und ist beim Mensch nach Angaben der Arbeitsgruppe häufig der Ausgangsort von Krampfanfällen. Bei gesunden Ratten dämpfte das Hormon die Aktivität dieses Hirnareals. Ratten mit Epilepsie zeigten jedoch eine paradoxe Reaktion. Bei ihnen erhöhte sich die Aktivität im piriformen Kortex, wenn die Wissenschaftler das Hormon applizierten.
In weiteren Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass das Hormon bei den kranken Ratten ein regulatorisches G-Proteins (RGS2) aktivierte. Die Arbeitsgruppe vermutet, dass dies der Grund für die erhöhte Aktivität im piriformen Kortex ist. Die Forscher hoffen, über eine Blockade des Hormons künftig therapeutische Interventionsmöglichkeiten zu schaffen. Eventuell spielt der untersuchte Mechanismus auch eine Rolle für die Stressinduktion anderer neurologischer Erkrankungen, so die Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

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