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Medizin

Antidepressiva bei Herzinsuffizienz ohne Einfluss auf Prognose

Donnerstag, 30. Juni 2016

Würzburg - Viele Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz leiden unter Depressionen, die das Risiko auf einen vorzeitigen Tod erhöhen. Dennoch konnte die Behandlung mit einem wirksamen Antidepressivum in einer randomisierten Studie die Häufigkeit von Hospitalisierungen oder Todesfällen nicht verhindern, wie die abschließenden Ergebnisse im amerikanischen Ärzteblatt JAMA (2016; 315: 2683-2693) zeigen.

An der MOOD-HF-Studie (für MOrbidity, mOrtality and mood in Depressed Heart Failure) hatten in Deutschland an 16 Krankenhäusern der Maximalversorgung 372 Patienten mit einer stabilen Herzinsuffizienz im Stadium II bis IV NYHA und einem Abfall der linksventrikulären Ejektionsfraktion auf unter 45 Prozent teilgenommen, bei denen ein Facharzt eine Major-Depression diagnostiziert hatte.

Major-Depressionen sind bei Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz häufig. Die Prävalenz wird mit 10 bis 40 Prozent angegeben. Mehrere epidemiologische Studien haben gezeigt, dass diese Patienten eine besonders schlechte Prognose haben. In der OPERA-HF-Studie war ihr Sterberisiko fünffach höher als bei Herzinsuffizienz-Patienten ohne Depressionen. Es liegt deshalb nahe, die Patienten mit einem wirksamen Antidepressivum zu behandeln. In der MOOD-HF-Studie wurde die Hälfte der Patienten mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Escitalopram behandelt. Die Tagesdosis wurde von 5 mg in Schritten auf bis zu 20 mg gesteigert. 

Diese Behandlung, die parallel zur optimalen medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz erfolgte, besserte zwar die depressive Stimmung. In der Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) kam es zu einem Rückgang von 20,2 auf 11,2 Punkte. Eine ähnliche günstige Entwicklung trat jedoch auch im Placebo-Arm auf, wo der MADRS von 21,4 auf 12,5 Punkte zurückging. 

Das eigentliche Ziel der Studie, die Patienten vor Hospitalisierung oder Tod zu bewahren, wurde jedoch nicht erreicht, wie die von Christiane Angermann vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg vorgestellten Zahlen zeigen. Der primäre Endpunkt, Hospitalisierung oder Tod, trat in der Escitalopram-Gruppe bei 116 Patienten (63 Prozent) und in der Placebo-Gruppe bei 119 Patienten (64 Prozent) auf. Dies ergibt eine Hazard Ratio von 0,99, die bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,76 bis 1,27 weder einen statistisch signifikanten noch einen klinisch relevanten Vorteil der Behandlung erkennen lässt. Die Studie war deshalb vorzeitig abgebrochen worden.

Zu ähnlich enttäuschenden Ergebnissen waren zuvor bereits die SADHART-CHF-Studie (Sertraline Antidepressant Heart Attack Randomized Trial) und die ENRICHD (Enhancing Recovery in Coronary Heart Disease study) gekommen. In der SADHART-CHF-Studie waren die Teilnehmer mit dem SSRI Sertralin behandelt worden. Die Studiendauer betrug allerdings nur 12 Wochen, während die Patienten in der MOOD-HF-Studie über bis zu 24 Monate behandelt wurden, weshalb Prof. Angermann auf ein besseres Ergebnis gehofft hatte. In der ENRICHD-Studie hatte ein Teil der Patienten an einer kognitiven Verhaltenstherapie teilgenommen. © rme/aerzteblatt.de

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