Medizin
Plötzlicher Herztod bei Männern häufiger
Donnerstag, 30. Juni 2016
Chicago - Einer von neun Männern stirbt an einem plötzlichen Herztod, die meisten davon nach dem 45. und vor dem 70. Lebensjahr. Bei den Frauen beträgt das Verhältnis nur eins von 30, wie aus einer Analyse der Framingham Heart Study im Journal of the American Heart Association (2016; 5: e002398) hervorgeht.
In den USA sterben jedes Jahr zwischen 180.000 und 450.000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Eine genaue Zahl gibt es nicht, da nicht jeder Todesfall einer kardialen Ursache zugeordnet werden kann und die Angaben in den Totenscheinen ungenau sind. Zudem tritt ein Viertel aller Todesfälle außerhalb von Krankenhäusern bei Menschen auf, die vorher keine kardialen Symptome gezeigt haben.
Donald Lloyd-Jones von der Feinberg School of Medicine in Chicago hat hierzu die Daten von 5.200 Männern und Frauen ausgewertet, die an der Framingham Heart Study teilgenommen hatten und zu Beginn der Untersuchung keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. Im Verlauf einer jahrzehntelangen Beobachtungszeit von 48.096 Personenjahren starben 375 Teilnehmer an einem plötzlichen Herztod: Männer waren deutlich häufiger betroffen als Frauen.
Die Wahrscheinlichkeit, zwischen dem 45. und dem 75. Lebensjahr einen plötzlichen Herztod zu erleiden, betrug bei den Männern 10,9 Prozent, von den Frauen starben in der gleichen Lebensphase nur 2,8 Prozent an einem plötzlichen Herztod.
Die Framingham Heart Study hat in den letzten Jahrzehnten die Risikofaktoren für einen Herztod untersucht. Dazu gehören erhöhte Cholesterinwerte, ein erhöhter Blutdruck, Rauchen, Übergewicht und ein Typ 2-Diabetes. Männer und Frauen, die keine dieser Risikofaktoren aufwiesen, hatten ein sehr geringes Risiko auf einen plötzlichen Herztod.
Lloyd-Jones kann hier jedoch keine genauen Zahlen nennen, da es fast keine Erwachsenen gab, die keinen Risikofaktor aufwiesen. Schon bei einem einzigen Risikofaktor steigt das Lebenszeitrisiko auf einen plötzlichen Herztod von Männern auf über 7 Prozent. Bei Frauen bleibt es unter 2 Prozent. Mit jedem weiteren Risikofaktor steigt die Gefahr, im Verlauf eines Lebens vorzeitig einen plötzlichen Herztod zu sterben, an. Von den Männern tritt er ab zwei Risikofaktoren bei mehr als 12 Prozent auf. Der wichtigste einzelne Risikofaktor war ein erhöhter Blutdruck. Bei Männern im Alter von 45 Jahren mit einem Blutdruck von 160 zu 100 mm Hg beträgt das kumulative Sterberisiko 16 Prozent.
Die Zahlen sind für Lloyd-Jones ein klarer Warnhinweis, dass die Prävention des plötzlichen Herztodes stärker als bisher ins Bewusstsein der Gesundheitsplaner gerückt werden muss. Das Lebenszeitrisiko bei Darmkrebs zu von 1 zu 21 habe dazu geführt, dass allen Einwohnern zur Vorsorgekoloskopie geraten wird. Bei einem Lebenszeitrisiko von 1 zu 9 auf einen plötzlichen Herztod von Männern seien in diesem Bereich größere Anstrengungen zur Prävention erforderlich, findet der Forscher.
© rme/aerzteblatt.de

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