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Medizin

„Age Shift“: Malaria-Impfstoff lässt langfristig Erkrankungszahlen ansteigen

Freitag, 1. Juli 2016

dpa

Kilifi - Der erste kommerziell erhältliche Malaria-Impfstoff bleibt weiter hinter den Erwartungen zurück. In einer Pilotstudie kam es fünf bis sieben Jahre nach den Impfungen sogar zu einem Anstieg der Erkrankungen, wie eine Nachbeobachtung im New England Journal of Medicine (2016; 374: 2519-2529) zeigt.

Im Rahmen der Studie MAL059 waren in den Jahren 2007 und 2008 in Kenia 447 gesunde Kinder im Alter von 5 bis 17 Monaten entweder mit dem Malaria-Impfstoff RTS,S/AS01 oder einem Kontrollimpfstoff (Tollwut) behandelt worden. Die Kinder wurden dreimal geimpft. Schon frühere Publikationen hatten gezeigt, dass die Schutzwirkung der Vakzine gering ist, weshalb in der späteren Phase 3-Studie zusätzlich ein vierter Impftermin evaluiert wurde, der heute empfohlen wird. Zu der Phase 3-Studie liegen noch keine Langzeitergebnisse vor, da sie später begonnen wurde.

In der Pilotstudie sind mittlerweile sieben Jahre seit den Impfungen vergangen. Im ersten Jahr hatte die Impfung die Rate der Malaria-Erkrankungen noch um 35,9 Prozent gesenkt, wie Philip Bejon vom Kemri-Wellcome Trust in Kilifi/Kenia berichtet. Im vierten Jahr war die Schutzwirkung bereits auf 2,5 Prozent gefallen. In den Folgejahren kam es zu einem „Rebound“-Effekt.

Der Verlust der Schutzwirkung führte dazu, dass die geimpften Kinder im höheren Alter häufiger erkrankten als die Kinder in der Kontrollgruppe, die inzwischen eine natürliche Immunität erworben hatten. Dieser Effekt war besonders in Regionen mit einer hohen Zahl von Malaria-Infektionen zu erkennen. Dort kamen am Ende auf 1.000 Kinder 141 Malaria-Episoden mehr als in der Kontrollgruppe.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürfte trotz dieser erneut enttäuschenden Ergebnisse an dem Impfstoff festhalten. Die Gründe erläutert Vasee Moorthy von der WHO im Editorial. Zum einen haben die Kinder in der Studie nur drei Impfungen erhalten, eine vierte Impfung habe in der Phase 3-Studie die Schutzwirkung gesteigert. Zum zweiten muss der „Age Shift“ nicht unbedingt ein Nachteil sein.

Die Malaria verläuft im Säuglingsalter besonders schwer. Hier kommt es zur größten Zahl der jährlichen Todesfälle. Eine Verschiebung der Ersterkrankung in ein höheres Lebensalter könnte deshalb vielen Kindern das Leben retten. Ob dies allerdings tatsächlich der Fall ist, dürfte zu den spannenden Fragen der kommenden Jahre gehören. © rme/aerzteblatt.de

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