Medizin
Bei der Präeklampsie gefährdet Plazenta-Entzündung die Versorgung des Kindes
Dienstag, 5. Juli 2016
Berlin – Einen Ansatz dafür, die Präeklampsie besser zu verstehen, liefern Wissenschaftler des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft in einer Studie. Sie weist an Patienten, Zellkulturen und im Tierexperiment nach, dass bei den Betroffenen das Immunprotein CD74 der Plazenta verringert und bestimmte Entzündungsfaktoren erhöht sind. Damit ist der Aufbau der Plazenta gestört, und es kommt zu einer Unterversorgung des Fötus. Die Arbeit ist im Fachjournal Circulation Research erschienen (2016; doi: 10.1161/CIRCRESAHA.116.308304).
„Klare Ursachen und Mechanismen der Präeklampsie sind auch nach vielen Jahren der Forschung nicht bekannt. Daher nennt man sie mitunter auch die ‚Krankheit der vielen Theorien‘“, sagte der Berliner Forscher Florian Herse.
Gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam hat er einen Faktor aus dem Immunsystem identifiziert, der für die Krankheit relevant ist. Es handelt sich hierbei um das Rezeptorprotein CD74. In der Plazenta fanden es die Forscher auf Makrophagen. Diese interagieren laut der Arbeitsgruppe direkt mit weiteren Zellen der Plazenta, den Trophoblasten, und stimulieren diese.
In den Plazenten von betroffenen Personen fanden die Wissenschaftler auf den Makrophagen viel weniger CD74-Rezeptor als erwartet. Im Zellkulturversuch unterdrückten sie die Produktion von CD74 in den Fresszellen, die daraufhin entzündungsfördernde Botenstoffe abgaben. Mäuse ohne das CD74-Protein bildeten Plazenten mit ungewöhnlichem Aufbau, die weniger leistungsfähig waren als bei den Tieren einer Vergleichsgruppe.
Die unmittelbaren Ursachen für die Entzündung und das abnorme Erscheinungsbild der Plazenten sehen die Forscher daher in der gestörten Kommunikation zwischen den Zellen. „Der Grund für den gestörten Plazentaaufbau ist eine Störung der Makrophagen-Trophoblasten-Interaktion, die für einen normalen Verlauf der Schwangerschaft wichtig ist“, folgert Herse.
Weshalb der CD74-Rezeptor in den betroffenen Frauen in geringerem Maße produziert wird und wie dadurch die vielen Symptome in den betroffenen Frauen genau ausgelöst werden, ist jedoch weiterhin offen. © hil/aerzteblatt.de

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