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Medizin

Rauchen: Ein unterschätzer Risikofaktor in der Urologie

Donnerstag, 7. Juli 2016

Berlin - Tabakrauchen ist allgemein als Risikofaktor für Lungenkrebs bekannt. Im Zusammenhang mit urologischen Erkrankungen ist das Rauchen aber seltener im Blick. Dabei erhöht Rauchen das Risiko für Nieren-, Blasen- und vermutlich auch für Hodenkrebs, Infektionen der unteren Harnwege, Harninkontinenz und Unfruchtbarkeit. Darauf macht eine Übersichtsarbeit spanischer Autoren aufmerksam, die in Actas Urológicas Españolas (doi:10.1016/j.acuro.2016.01.005) publiziert wurde.

12,1 % würden aufhören zu rauchen, wenn sie diesen Ratschlag von ihrem Urologen erhalten. Das zeigte eine Studie aus dem Jahr 2013. Auch die Autoren der Über­sichtsarbeit aus mehr als 100 Studien plädieren für mehr Aufklärung in der urologischen Praxis. Denn das Risiko für viele Krankheiten und die Überlebenszeit steigen teilweise um ein Vielfaches.

Bereits 1964 lagen erste Hinweise vor, dass vor allem starke Raucher Erektions­probleme haben. 50 Jahre später konnte der kausale Zusammenhang nachgewiesen werden. Das relative Risiko für eine erektile Dysfunktion liegt bei 1,5 (Raucher versus Nicht-Raucher). Erstmals 1980 erwähnte eine Studie, dass Rauchen die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen negativ beeinflusst. Infektionen der unteren Harnwege wurden vermehrt bei Kindern beobachtet, die Zigarettenqualm ausgesetzt sind. Darüber sollten Eltern informiert sein. Keine einheitlichen Ergebnisse liegen zur überaktiven Blase vor. Einige Studien zeigen keinen Zusammenhang, andere weisen ein erhöhtes Risiko vor allem für Frauen nach.

Beim Prostatakrebs konnten bisherige Studien keinen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und der Inzidenz zeigen. Jedoch haben Raucher nach einer radikalen Prostatektomie ein deutlich höheres Rezidivrisiko als Nicht-Raucher und auch ein höheres Krebs-Sterberisiko.

Die aromatischen Amine des Tabakrauchs machen Forscher zudem für etwa die Hälfte aller Blasenkrebserkrankungen bei Männern und für etwa 52 % der Erkrankung bei Frauen verantwortlich. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind es sogar zwei Drittel der Frauen. Nur jeder zweite wusste über den Zusammenhang von Blasenkrebs und Rauchen Bescheid.

Auch bei Nierenzellkrebs ist ein Rauchstopp ratsam, da Studien darauf hinweisen, dass es sich dabei um einen unabhängigen Risikofaktor handelt. Nicht als gesichert gilt hingegen, ob Passivrauchen das Risiko für ein Nierenzellkarzinom erhöht, schreibt das DKFZ. Zum Risiko für Hodenkrebs führt die Übersichtsarbeit von S. Mendez-Rubio et al. eine einzige Studie auf. Diese zeigt bei langjährigen Rauchern ein doppelt so hohes Risiko. Allerdings konnte der Rauchstopp das Risiko nicht minimieren. © gie/aerzteblatt.de

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