Medizin
Depressionen verschlechtern Compliance bei COPD
Freitag, 8. Juli 2016
Baltimore – Patienten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), die eine depressive Episode erleiden, zeigen eine schlechtere Compliance in ihrer COPD-Therapie als psychisch gesunde Patienten. In der Zeitschrift Annals of the American Thoracic Society berichten Forscher um Linda Simoni-Wastila an der University of Maryland School of Pharmacy, dass die Einnahme der Medikamente sich um die Hälfte reduzieren kann (2016; doi: 10.1513/AnnalsATS.201602-136OC).
Eine COPD wird je nach Stadium in der Regel mit Kortison, Beta-Sympathomimetika und Anticholinergika behandelt. Diese Langzeittherapie lindert die Symptome und verringert die Anzahl von Exazerbationen. Häufige Exazerbationen wirken sich negativ auf die Lebenserwartung aus. Darum ist die konsequente Dauertherapie der Lungenerkrankung wichtig. Die Krankheit schränkt die Lebensqualität massiv ein.
Eine mangelnde Compliance durch Depressionen ist bei vielen chronischen Erkrankungen typisch.
In ihrer Studie analysierten die Forscher die Daten von 31.033 Patienten, die zwischen 2006 und 2010 die Diagnose COPD bekamen. Die Daten stammten vom Centers for Medicare & Medicaid Services Chronic Condition Data Warehouse. Die Arbeitsgruppe überprüfte, wie häufig sich die Patienten Basismedikamente wie Kortison, Beta-Sympathomimetika und Anticholinergika verschrieben ließen. Bei Probanden, bei welchen eine Depression diagnostiziert wurde, beobachteten sie die anschließende Therapieadhärenz.
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20 Prozent der Teilnehmer erkrankten an einer Depression. Nach der ersten Verschreibung waren noch 57 Prozent aller Patienten adhärent, während es nach sechs Monaten noch 35 Prozent waren. Die depressiv vorerkrankten Patienten hatten hierbei ein wesentlich höheres Risiko, ihre COPD-Therapie nicht weiterzuführen (Adjustierte Analyse: Odds Ratio = 0,93; 95 Prozent CI 0,89, 0,98).
Da der Altersdurchschnitt der Probanden mit rund 68 Jahren eher hoch war, empfehlen die Forscher, besonders bei alten COPD-Patienten nach Depressionen zu fahnden. Die Daten würden zudem unterstreichen, dass unbehandelte psychische Erkrankungen eine wichtige Rolle für die Behandlung somatischer Erkrankungen spielen. © hil/aerzteblatt.de

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