Politik
Pflege-Auszeit: Erfolg oder Misserfolg?
Donnerstag, 7. Juli 2016
Berlin – Die Regelung soll Berufstätige entlasten, die neben dem Job einen Angehörigen zu pflegen haben. Doch ist die Pflege-Auszeit tatsächlich ein Erfolgsmodell? Darüber gehen die Meinungen auseinander.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) sieht ihr Modell für eine berufliche Auszeit zur Pflege von Angehörigen auf einem guten Weg. „Die Neuregelungen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf greifen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Auszeiten werden erfreulicherweise mehr und mehr in Anspruch genommen.“
Die Pflege-Auszeit sieht vor, dass man für sechs Monate aus dem Beruf aussteigen oder bis zu 24 Monate verkürzt arbeiten kann, um sich um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Davon haben dem Bericht zufolge seit Anfang 2015 mindestens 39.000 Menschen Gebrauch gemacht.
Für die Kritiker ist die Zahl eher ein Indiz für ein gescheitertes Gesetz. Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz sieht „keinen Grund für Jubelmeldungen“. Schwesigs Pflegezeit-Modell gehe an den Bedürfnissen pflegender Berufstätiger vorbei. „Von den 360.000 pflegenden Berufstätigen nimmt nicht mal jeder Zehnte das Pflegezeitmodell der Ministerin in Anspruch.“ Auch sage sie nicht, „wie überproportional hoch der Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist“. Das derzeitige Modell bleibe unattraktiv, so lange nicht auch für mehrmonatige Auszeiten ein steuerfinanziertes Pflegezeitgeld ähnlich dem Elterngeld gezahlt werde.
Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Elisabeth Scharfenberg, nannte die Familienpflegezeit lebensfern. Auch sie relativierte die Zahlen. 39.000 Personen seien nicht viele – bei mindestens einer Million berufstätiger pflegender Angehöriger, sagte sie der Rheinischen Post. Statt einfach nur Zahlen zu verkünden, sollte die Ministerin herausfinden, warum so viele die Pflegezeiten nicht in Anspruch nähmen. © dpa/aerzteblatt.de

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