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Medizin

MERS-„Super Spreader“: Erste Hinweise zur unterschied­lichen Transmissions­häufigkeit

Montag, 11. Juli 2016

MERS-CoV /dpa

Seoul – In einer überfüllten Notfallambulanz eines Krankenhauses in Süd-Korea infizierten sich 2015 82 Menschen mit dem MERS-Coronavirus (MERS-CoV). Das Virus breitete sich innerhalb von nur drei Tagen über einen einzigen infizierten Patienten aus. Hingegen infizierte der ursprüngliche Überträger-Patient weit weniger Menschen. Warum einige das Virus besonders leicht übertragen – sogenannte „Super Spreader“ sind – haben Yae-Jean Kim und seine Kollegen vom Samsung Medical Center, Sung­kyunkwan University School of Medicine in Seoul untersucht. Die Studie erscheint heute in the Lancet (2016; doi: 10.1016/S0140-6736(16)30623-7).

Ein 68-jähriger Mann, der zuvor Bahrain besucht hatte, übertrug das Virus auf einer Krankenhausstation auf einen 35-jährigen Patienten. Dieser erreichte am 27. Mai 2015 das Samsung Medical Center ohne jeglichen Hinweis einer MERS-CoV-Infektion. Dieser Patient war der Ursprung des Ausbruchs bei 82 Menschen, die mit ihm in der Notfallambulanz waren. Hingegen übertrug der 68-Jährige das Virus zwar auf 28 Menschen vor seinem Aufenthalt im Samsung Medical Center. An dem einem Tag in der Notfallambulanz des Samsung Medical Centers, bevor er isoliert wurde, konnten die Ärzte aber keine weiteren Infektionen registrieren. Bisherige Studien ließen vermuten, dass die Transmissionrate des MERS-CoV im Vergleich zum verwandten SARS-Virus (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) eher gering ist.

Die Autoren gehen davon aus, dass sich etwa 1.576 Menschen in der Nähe des infizierten 35-jährigen Mann in der Notaufnahme befanden. Zwischen dem 27. und dem 29. Mai infizierten sich hier 33 Patienten, 8 Krankenpfleger und 41 Besucher. Nach diesem Datum wurde der Patient isoliert und die Ärzte konnten keine weiteren Übertragungen durch eventuell kontaminierte Gegenstände in der Notaufnahme feststellen. Ungewiss ist, ob die Umgebung dennoch kontaminiert war, jedoch das Coronavirus nicht persistieren konnte.

Überfüllte Notfallambulanz als Risikofaktor
Je länger und näher die Betroffenen dem Mann gekommen waren, desto höher war ihr Risiko, sich anzustecken. 20 % derjenigen, die sich in der Notaufnahme in der  gleichen Zone aufhielten infizierten sich, aber nur 1 % derjenigen, die weiter weg saßen und 5 % derjenigen, die kurz an der Registrierung oder der Radiologie in unmittelbarer Nähe standen.    

Hintergrund MERS-CoV
Seitdem 2012 erstmals Menschen am Middle East Respiratory Syndrome (MERS) erkrankt sind, hat sich das Virus in 27 Ländern ausgebreitet. Am 23. März 2016 bestätigte die Weltgesunhdeits-organisation (WHO) 1.698 MERS-CoV-Infektionen. Das Erkältungs-Virus verursacht schwere Atemwegsprobleme, Husten, Kurzatmigkeit und Fieber. Drei bis vier Menschen von zehn sterben daran.

Auch die Inkubationszeit variierte in Abhängigkeit der räumlichen Entfernung. Bei Patienten, die dem jungen Mann besonders nah gekommen waren, brach das MERS bereits nach fünf Tagen aus. Spätestens traten die Symptome nach elf Tagen auf, bei jenen, die sich weiter entfernt aufgehalten hatten. Die unterschiedliche Transmissionsrate erklären sich die Autoren anhand verschiedenster Faktoren, die aber aufgrund des retrospektiven Studiendesigns nur Vermutungen sind: die Zeitspanne bis zum Ausbruch der Krankheit, Symptome, Dauer des Kontakts mit der infizierten Person, die Menge des Atemwegsekrets und eine hohe Viruslast. Zudem habe die fehlerhafte Isolierung der Patienten im ersten Krankenhaus und die schlechte Kommunikation zwischen den Klinken ihren Teil beigetragen. Die überfüllte Notfallstation, eine begrenzte Anzahl von Isolierstationen sowie eine zu schwache Belüftung seien weitere Ursachen, die die hohe Transmission des Super-Spreaders begünstigen.

Die Autoren warnen davor, dass ähnliche Ausbrüche weltweit passieren können. Vor allem überfüllte Notfallstationen stellen ein Risiko dar. „Solange sich MERS-CoV auf der arabischen Halbinsel weiter verbreitet, sollten Dienstleister des Gesundheitssystems sich auf neu auftretende Infektionen einstellen“, empfehlen die Autoren der Studie. © gie/aerzteblatt.de

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