Politik
IQWiG findet Nutzen und Schaden chirurgischer Therapien beim Lungenemphysem
Freitag, 8. Juli 2016
Köln – Chirurgische Verfahren können Patienten mit einem Lungenemphysem mittelfristig helfen, wenn sie zusätzlich zur herkömmlichen Therapie eingesetzt werden. Das ist das Ergebnis einer vorläufigen Nutzenbewertung, die das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) veröffentlicht hat. Allerdings fanden die Wissenschaftler auch Hinweise für Schäden. Bei bronchoskopischen Verfahren konnten sie aufgrund weniger verfügbarer Studien kaum belastbare Aussagen treffen.
Laut IQWiG werden zur Behandlung des Lungenemphysems vor allem Arzneimittel wie Bronchodilatoren und Glukokortikoide (Kortison) eingesetzt. Es gibt aber auch nichtmedikamentöse Therapieansätze wie etwa körperliches Training oder Atemphysiotherapie. Sind alle diese Therapieoptionen ausgeschöpft, gibt es die Möglichkeit, das veränderte Lungengewebe zu entfernen und so das Lungenvolumen zu reduzieren. Dies kann durch einen chirurgischen Eingriff oder durch ein bronchoskopisches Verfahren geschehen. Ziel dieser Behandlung ist es, mehr Platz für die weniger betroffenen Lungenteile zu schaffen und die Atemmuskulatur zu entlasten. Dadurch soll sich die Lungenfunktion verbessern und die Atemnot verringern.
Das IQWiG untersuchte nun, welchen Nutzen oder Schaden Verfahren der Lungenvolumenreduktion (LVR) im Vergleich zu einer herkömmlichen Behandlung und im Vergleich zu anderen LVR-Verfahren haben. Dabei fanden die Wissenschaftler eine relativ gute Studienlage bei den chirurgischen Verfahren vor, bemängeln aber das Design der Studien als zum Teil ungenügend.
In Bezug auf die Gesamtsterblichkeit bot sich den Wissenschaftlern ein sehr gemischtes Bild: „Betrachtet man die Daten fünf Jahre nach dem Eingriff, zeigt sich ein Hinweis auf einen Nutzen der chirurgischen LVR“, erklärten sie dazu. Im ersten Jahr nach der OP sei die Sterblichkeit dagegen deutlich höher als bei den konventionell behandelten Teilnehmern. „Hier lässt sich ein Beleg für einen Schaden der chirurgischen LVR ableiten“, so die IQWiG-Experten. Zugunsten der chirurgischen LVR fielen die Ergebnisse zudem bei der körperlichen Belastbarkeit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (jeweils Hinweis auf einen Nutzen) sowie bei der Atemnot und den Exazerbationen (jeweils Anhaltspunkt für einen Nutzen) aus.
Zu den bronchoskopischen Verfahren identifizierte das IQWiG insgesamt zehn Studien. Sie lassen den Wissenschaftlern zufolge jedoch nur wenige Aussagen zu Nutzen und Schaden im Vergleich zur herkömmlichen Therapie zu, und das jeweils auch nur mit geringer Aussagesicherheit. Bei keinem bronchoskopischen LVR-Verfahren fand das Institut einen Vor- oder Nachteil im Hinblick auf die Sterblichkeit. In Bezug auf weitere Therapieziele wie etwa Atemnot, Lebensqualität oder unerwünschte Wirkungen fielen die Ergebnisse teils zugunsten, teils zuungunsten der Verfahren aus. Studien, die chirurgische und bronchoskopische LVR-Verfahren vergleichen, sind laut Institut zudem nicht verfügbar.
Stellungnahmen zum Vorbericht können bis zum 5. August 2016 an berichte@iqwig.de abgegeben werden. © hil/aerzteblatt.de

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