Medizin
CAR-T: Studienabbruch nach drei Todesfällen in Krebsstudie
Montag, 11. Juli 2016
Seattle – In den USA wurde in der vergangenen Woche eine Studie zur „CAR T“-Therapie, einer neuen Variante der Krebsimmuntherapie, nach drei Todesfällen vorläufig gestoppt. Die Ursache der Todesfälle ist unklar.
Bei der „CAR T“-Therapie werden T-Zellen per Leukapherese aus dem Blut der Krebspatienten „gefischt“ und im Labor mit einem chimärischen Antigen-Rezeptor (CAR) versehen. Nach der Re-Infusion sollen die T-Zellen den Tumor angreifen. Die „CAR T“-Therapie hat in ersten klinischen Studien teilweise spektakuläre Ergebnisse erzielt und gehört derzeit zu den Hoffnungsträgern in der Krebstherapie.
Die Behandlung kann im Prinzip bei allen Krebserkrankungen angewendet werden, sofern ein Antigen bekannt ist, das die Krebszellen von anderen Zellen unterscheidet. Bei der B-Zell-Leukämie bietet sich der Rezeptor CD19 an, der während der gesamten Entwicklung von B-Zellen exprimiert wird. Er fehlt jedoch auf den ausgereiften Plasmazellen, die die Antikörper bilden.
Die Firma Juno Therapeutics mit Sitz in Seattle testet derzeit JCAR015, eine „CAR T“-Therapie für den Antikörper CD19, derzeit in mehreren klinischen Studien. Darunter ist die sogenannte ROCKET-Studie, in der Patienten mit refraktärer akuter lymphoblastischer B-Zell-Leukämie mit der „CAR T“-Therapie behandelt werden. Unter den ersten 20 von geplanten 90 Patienten der Studie ist es in den vergangenen Wochen zu drei Todesfällen gekommen. Der erste Patient starb bereits im Mai, ohne dass ein Zusammenhang mit der „CAR T“-Therapie vermutet wurde. In der letzen Woche kam es dann zu zwei weiteren Todesfällen. Als Ursache wurde in allen Fällen ein Hirnödem angegeben.
Der Hersteller bezweifelt, dass die Todesfälle auf die „CAR T“-Therapie zurückzuführen sind. Der Behandlung wird ähnlich wie bei Stammzelltherapien eine Chemotherapie vorgeschaltet (Präkonditionierung), die die Zahl der Abwehrzellen im Blut vermindern soll (um die Arbeit der danach infundierten „CAR T“-Zellen zu erleichtern). Hier hat es in den letzten Wochen eine Änderung des Therapieplans gegeben. Die Präkonditionierung wurde um das Zytostatikum Fludarabin erweitert. Ob dies und nicht die „CAR T“-Therapie für die Todesfälle verantwortlich ist, wird derzeit vom Hersteller und der Aufsichtsbehörde FDA diskutiert, die bisher nur die ROCKET-Studie gestoppt hat. Die Studien anderer Hersteller sind nicht betroffen. © rme/aerzteblatt.de

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