Medizin
Suche nach den Genen des Typ-2-Diabetes
Dienstag, 12. Juli 2016
Oxford – Der bislang größte Versuch, die für die familiäre Häufung des Typ-2-Diabetes verantwortlichen Gene zu finden, liefert nur wenige neue Erkenntnisse. Die in Nature (2016; doi: 10.1038/nature18642) publizierten Ergebnisse einer genomweiten Assoziationsstudie bestätigen im Wesentlichen die bekannten Risikogene.
Der Typ-2-Diabetes ist zwar weitgehend eine Folge von Bewegungsmangel und Überernährung. Nur ein Teil der Menschen mit diesem ungesunden Lebensstil entwickelt jedoch eine Insulinresistenz mit den bekannten Folgen. Hinzukommen muss eine genetische Veranlagung. Diese Heredität wurde kürzlich in einer Zwillingsstudie mit 72 Prozent geschätzt: Unter eineiigen Zwillingen beträgt die Konkordanz 20 bis 53 Prozent, unter zweieiigen Zwillingen sind es nur 0 bis 29 Prozent.
Die Gründe für die familiäre Häufung waren bereits Gegenstand mehrerer genomweiter Assoziationsstudien, die das Erbgut von Typ-2-Diabetikern und Gesunden verglichen haben. Dabei wurden mehr als 80 „robuste Signale“ gefunden, die zusammen jedoch nur etwa 10 Prozent der Heredität erklären. Ein internationales Team von mehr als 300 Forschern aus 22 Ländern (darunter mehrere deutsche Zentren) hat die Datenbasis jetzt deutlich erweitert.
Zwei Konsortien (GoT2D und T2D-GENES) verglichen die kompletten Genomdaten von 2.657 Europäern mit und ohne Typ-2-Diabetes. Hinzu kamen noch einmal die Exome (die die Informationen für die Proteine enthalten) von 12.940 Individuen aus vier Kontinenten. Zu weiteren 111.548 Personen wurden einzelne Abschnitte der Erbguts verglichen.
Das Team um Mark McCarthy von der Universität Oxford und Michael Boehnke von der Universität von Michigan in Ann Arbor hatte gehofft, dass der genauere Blick auf das Erbgut zur Entdeckung zahlreicher Genvarianten führt, die jede für sich genommen das Risiko vielleicht nur minimal erhöhen, zusammen aber einen größeren Anteil der Heredität erklären. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt. Es wurden nur wenige neue Risikogene entdeckt.
Dazu gehörte beispielsweise eine Variante im Gen PAX4, das nur bei Menschen aus Ostasien, darunter Korea, China und Singapur, mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden war. Das Gen kodiert einen Transkriptionsfaktor, der in die Entwicklung und die Funktion von Inselzellen eingreift. In ihnen befinden sich die Beta-Zellen, die das Hormon Insulin bilden, dessen Wirkungsverlust für die Erkrankung verantwortlich ist.
Die Forscher bestätigen auch die Beteiligung von Varianten im Gen TM6SF2, die frühere Studien mit der Entwicklung einer Fettleber in Verbindung gebracht haben. Die nichtalkoholische Steatohepatitis kann die Fähigkeit der Leber, den Blutzucker zwischen den Mahlzeiten zu speichern, beeinträchtigen. Die Genvariante spricht dafür, dass Störungen der Leberfunktion nicht Folge der Erkrankung sind, sondern möglicherweise auch als Auslöser infrage kommen. © rme/aerzteblatt.de

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