Medizin
Operation mit Gammasonde entfernt kleinste Metastasen
Mittwoch, 13. Juli 2016
München – Lymphknoten, in denen Prostatakrebs-Metastasen wachsen, wirken im Anfangsstadium unauffällig. Radiochemiker, Nuklearmediziner und Urologen an der Technischen Universität München (TUM) haben eine Methode entwickelt, mit der selbst kleinste dieser Tochtergeschwüre sichtbar gemacht und entfernt werden können. Da sie nur wenige Millimeter groß sind, können Ärzte diese nicht mit Standard-Bildgebungsmethoden wie der Magnetresonanztomografie (MRT) und der Computertomografie (CT) zuverlässig identifizieren.
Mit Hilfe einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET), die mit einer CT oder MRT kombiniert wird, lassen sich die Metastasen, die zuvor mit PSMA-Radioliganden markiert wurden, sichtbar machen. Denn das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) befindet sich auf der Zelloberfläche des krankhaften Gewebes.
Falls sich Arzt und Patient dafür entscheiden, die kleinen Metastasen zu entfernen, kommt ein neues OP-Verfahren „PSMA radio-guided surgery“ zum Einsatz. Am Tag vor dem Eingriff erhält der Patient eine Infusion mit PSMA-Radioliganden. „Da wir auf Molekülebene arbeiten, ist die Strahlenbelastung minimal. Dazu kommt, dass die verwendeten Elemente eine kurze Halbwertszeit haben und nur wenige Stunden bis Tage im Körper nachzuweisen sind“, erläutert Hans-Jürgen Wester, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Radiochemie an der TUM. Während der Operation untersucht der Chirurg das Gewebe mit einer Gammastrahlensonde.
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Mit herkömmlichen Verfahren könne es vorkommen, dass die veränderten Lymphknoten gar nicht gefunden werden, sagt Oberarzt Tobias Maurer von der Klinik für Urologie. Bei der PSMA radio-guided surgery nimmt das Klinikum rechts der Isar eine Vorreiterrolle ein. Das Verfahren wird hier seit 2014 angewandt und stetig verbessert. Bisher wurden etwa 60 Patienten behandelt, die Ergebnisse sind vielversprechend. Systematische Nachuntersuchungen in einer Gruppe von 21 Patienten zeigten, dass bei zehn Patienten der Biomarker für Prostatakrebs um mehr als 90 Prozent reduziert wurde. Zwölf Patienten benötigten keine weitere Therapie bei einer Nachbeobachtungszeit von fast einem Jahr.
„Unsere Methode könnte sich als ein neuer und wichtiger Baustein für die multidisziplinäre Therapie von Prostatakrebs etablieren“, sagt Jürgen Gschwend, Direktor der Klinik für Urologie. Bei erneutem Auftreten eines Prostatakrebses könne man bei geeigneten Patienten selbst kleinste Metastasen entfernen und so unter Umständen eine nachträgliche Hormon- oder Strahlentherapie vermeiden. In den kommenden Monaten und Jahren müsse das Verfahren evaluiert werden. Insbesondere sei es wichtig herauszufinden, für welche Patienten es am besten geeignet sei, sagt Jürgen Gschwend. © gie/aerzteblatt.de

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