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Medizin

US-Zulassung: Integrin-Antagonist lindert Sicca-Syndrom

Donnerstag, 14. Juli 2016

/dpa

Silver Spring/Maryland – Die US-Arzneibehörde FDA hat Augentropfen mit einem neuartigen Immunsuppressivum zugelassen, das die Entzündungsreaktion der Augen bei Menschen mit Sicca-Syndrom hemmt. Der Hersteller konnte in vier Studien an mehr als tausend Probanden zeigen, dass das Mittel die durch die Augentrockenheit ausgelösten Beschwerden lindert und die Entzündung auf der Bindehaut abklingen lässt.

Jeder fünfte Patient klagt beim Augenarzt über trockene Augen. Das Sicca-Syndrom gehört damit zu den häufigsten Augenerkrankungen überhaupt. Die Behandlung war lange Zeit rein symptomatisch: Der Patient musste die Augen regelmäßig mit künstlichen Tränen befeuchten, oder der Augenarzt verminderte den Tränenabfluss, indem er die Tränenpünktchen mit einem Plastik- oder Silikonstöpsel verschloss.

Vor einiger Zeit wurde entdeckt, dass das Immunsuppressivum Ciclosporin A die Beschwerden lindern kann. In den USA werden seit 2002 Augentropfen mit Ciclosporin A angeboten. Kürzlich wurde auch in Deutschland mit Ikervis ein Präparat eingeführt. Die Wirksamkeit des Immunsuppressivums beruht darauf, dass trockene Augen die Konjunktiva reizen und es früher oder später zu einer chronischen Entzündungsreaktion kommt. Es gibt aber auch die Hypothese, dass eine Entzündungsreaktion der Auslöser des Sicca-Syndroms ist.

Ciclosporin A erzielt seine Wirkung durch die Blockade der T-Zellen. Die Aktivierung und Migration dieser Zellen in die Konjunktiva wird heute für die chronische Entzündung verantwortlich gemacht. Angelockt werden die T-Zellen von dem Signalprotein ICAM-1 („intracellular adhesion molecule-1“), das beim Sicca-Syndrom vermehrt von den Epithelzellen, aber auch von antigen-präsentierenden Zellen gebildet wird. Die Antenne für ICAM-1 auf der Membran der T-Zellen ist LFA-1 („lymphocyte function-associated antigen-1), das auch als Integrin bezeichnet wird.

Der Wirkstoff Lifitegrast bindet an LFA-1 und verhindert so die Interaktion mit ICAM-1. Dies verhindert, dass die T-Zellen durch die Freisetzung von Zytokinen eine chronische entzündliche Reaktion unterhalten können.

Sicherheit und Wirksamkeit von Lifitegrast wurden in vier, randomisierten kontrollierten Studien an über tausend Patienten untersucht, die über 12 Wochen zweimal täglich Augentropfen mit Lifitegrast oder Placebo anwendeten. Lifitegrast linderte einmal die Symptome der Augentrockenheit, die die Patienten mit einem „eye dryness score“ bewerteten. Es kam aber auch zu einer Verbesserung in einem „inferior corneal staining score“ (ICSS), der durch Auftragen eines Farbstoffes auf die Konjunktiven die Entzündungsreaktion am Auge sichtbar und messbar macht. 

Die häufigsten Nebenwirkungen von Lifitegrast waren eine Augenreizung, Unwohlsein, verschwommenes Sehen sowie eine Dysgeusie, also eine Störung der Geschmacksempfindung. Der Hersteller will Lifitegrast noch in diesem Herbst als Xiidra in den USA einführen. Ob eine Zulassung in Europa geplant ist, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor. © rme/aerzteblatt.de

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