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Politik

Hilfsdienste beklagen wachsende Versorgungsprobleme bei Wohnungslosen

Freitag, 15. Juli 2016

/dpa

Osnabrück – Zunehmende Probleme bei der medizinischen Versorgung woh­nungsloser Menschen beklagen kirchliche Hilfsdienste in Niedersachsen. Betroffene wür­den immer älter und ihre Versorgung immer schlechter, sagte der Referent der von Cari­tas und Dia­konie betriebenen Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen, Ulrich Frie­drichs, heute in Osnabrück.

Die Straßenambulanz der Caritas in Hannover, die landesweit einzige Einrichtung ihrer Art, behandelt in ihrer Sprechstunde zunehmend EU-Arbeitsmigranten aus Osteuropa, die gemeinsam mit ihren Kindern ohne Krankenversicherung dastehen. Aber auch die wachsende Altersarmut treibe Menschen in die Ambulanz, die Zuzahlungen für Medika­mente nicht zahlen könnten, sagte Hannovers Caritas-Vorstand Andreas Schubert.

Offizielle Daten zur Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen gibt es in Niedersachsen ebenso wenig wie im Rest von Deutschland. In ihrer jüngsten Statistik für 2014 führt die Zentrale Beratungsstelle 16.078 Besucher in den Tagesaufenthalten auf, 1.365 nahmen ambulante Hilfen in Anspruch, 447 wurden in stationäre Einrichtungen aufge­nom­men.

Von den Obdachlosen, die ambulante Hilfen nutzten, waren 84,9 Prozent Männer, 27 Prozent waren älter als 50 Jahre und 2,8 Prozent hatten keinen deutschen Pass. Im ersten Halbjahr 2016 hätten erstmals auch verstärkt Flüchtlinge in den Tagesaufent­halten für Obdachlose Hilfe gesucht. In Hannover schätzte die Caritas die Zahl der Ob­dach­losen 2015 auf 400 und die der Menschen ohne eigene Wohnung auf 4.000, ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Obdachlos und wohnungslos: Was ist der Unterschied?

Menschen, die obdachlos sind, haben weder eine feste Unterkunft noch einen festen Wohnsitz. Sie schlafen unter Brücken, in Parks oder Gärten. Wer wohnungslos ist, hat keinen eigenen Wohnraum und lebt zumeist zeitlich befristet etwa in einer Notunter­kunft, einem Übergangswohnheim, einer stationären Einrichtung oder Hilfseinrichtung o.ä.

Die Zentrale Beratungsstelle, die seit über 30 Jahren im Auftrag des Sozialministeriums Hilfsangebote koordiniert und weiterentwickelt, erarbeitet gerade zwei neue Hilfsmodelle für Obdachlose. In Bersenbrück (Kreis Osnabrück) soll eine Krankenwohnung entstehen, in der Obdachlose zu Kräften kommen können, die eine schwerere Erkrankung über­winden müssen. Denn aus dem Krankenhaus werden sie oft so schnell wie möglich wieder entlassen. Ein Altenheim für Obdachlose soll in Meppen geschaffen werden.

Der Wille, die wachsenden medizinischen Probleme Wohnungsloser anzugehen, sei bei Land und Kommunen unterschiedlich stark ausgeprägt, sagte Friedrichs. „Das Sozial­ministerium sieht die Probleme sehr wohl, weiß, was sich ändern muss und will Wege ebnen.“ Bei den Kommunen sei dies aber sehr unterschiedlich, manche befürchteten, dass gute Hilfsangebote wie ein Magnet auf Obdachlose wirken könnten.

Deren Probleme hängen oft mit dem Leben unter freiem Himmel und schlechter Ernä­h­rung zusammen, wie die Caritas in Hannover berichtet. Zu akuten Verletzungen und Entzündungen – oft an den Füßen – kämen Herz-Kreislauf-Probleme, ein geschwächtes Immunsystem und chronische Krankheiten. Da viele oft jahrelang nicht zum Arzt gingen, sei der Versorgungsbedarf groß. © dpa/aerzteblatt.de

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