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Ärzteschaft

Streit um Rolle der Allgemeinmedizin im Studium geht weiter

Dienstag, 19. Juli 2016

Berlin – Der Streit um die Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium reißt nicht ab. In der Auseinandersetzung verwies der Marburger Bund (MB) jetzt auf eine Umfrage unter rund 1.800 Medizinstudierenden. Danach wollen drei Viertel von ihnen (74 Prozent) die der­zei­tige Struktur des Praktischen Jahrs (PJ) am Ende des Studiums beibehalten und lehnen eine sogenannte Quartalisierung des PJ ab.

Bislang müssen die Studierenden zwei Pflicht-Tertiale in den Kernfächern Innere Medizin und Chirurgie absolvieren und können im Wahl-Tertial frei entscheiden, in welchem wei­teren Fach sie den viermonatigen PJ-Abschnitt belegen wollen. Anlässlich der Gesund­heits­ministerkonferenz der Länder Ende Juni in Rostock-Warnemünde wurde bekannt, dass die Länderminister eine Umwandlung des PJ in Quartale und einen zusätzlichen Pflichtabschnitt „Ambulante Medizin“ befürworten.

„Dadurch würden die ohnehin nur geringen Wahlmöglichkeiten im Studium weiter be­schränkt“, kritisiert der MB. Auch die Forderung der Gesundheitsminister nach einer neuen mündlich-praktischen Prüfung im Fach Allgemeinmedizin im abschließenden Staats­examen lehnen drei Viertel der Medizinstudierenden (75 Prozent) laut Umfrage ab.

Diese eindeutige Tendenz zeigt auch eine Blitzumfrage des Hartmannbundes (HB), an der sich bislang rund 8.000 Studierende beteiligt haben. Der Verband fragt darin drei Meinungen ab: die Einstellung zum PJ-Pflichtquartal, zur sogenannten M3-Prüfung All­gemeinmedizin im Staatsexamen und zur sogenannten Landarztquote. Laut HB lehnen die Studierenden diese drei Punkte sehr deutlich ab. Als „Maßnahme gegen das klare Votum der Medizinstudierenden“ bezeichnete Moritz Völker, Vorsitzender des Aus­schusses „Medizinstudierende im Hartmannbund“, die Pläne für das PJ. Sinnvoll sei viel­mehr, für PJ-Studierende die Möglichkeit zu schaffen, freiwillig ein Quartal in der am­bu­lanten Versorgung zu absolvieren.

Lob für das Konzept kommt hingegen von den Hausarztverbänden. „Der Bedarf an haus­ärztlicher Versorgung nimmt stetig zu. Um diesen zu decken, brauchen wir eine Stärkung der Allgemeinmedizin und der hausärztlichen Versorgung im Studium“, betonten Dirk Mecking, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein, Anke Richter, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe und Burkhard Zwerenz, Vorsitzender des Haus­ärzteverbandes Rheinland-Pfalz. Die jüngsten Beschlüsse der Gesundheitsminister­konferenz der Länder sind aus Sicht der drei Landesverbände „ein wichtiger Schritt, um die Ausbildungsquoten in der Medizin dem tatsächlichen Versorgungsbedarf der Bevöl­kerung anzupassen“.

Auch der NAV-Virchowbund ist von den Plänen überzeugt: „Das verpflichtende Quartal im PJ bietet eine gute Chance für Medizinstudierende, die Arbeit in der Niederlassung aus erster Hand zu erleben. Dies ist eine gute Entscheidung, weil die nachfolgende Arztgene­ration damit frühzeitig mit der Hausarztmedizin und der Versorgung im niedergelassenen Bereich in Berührung kommt“, erklärte der Bundesvorsitzende des NAV-Virchowbundes, Dirk Heinrich.

Er empfiehlt, „von den ablehnenden Umfrageergebnissen unter Medizin­stu­­denten solle man sich nicht irritieren lassen.“ Sie seien vielmehr ein Indiz dafür, dass über die ambulante vertragsärztliche Versorgung immer noch viele Vorurteile bestünden und an den Universitäten gepflegt würden. „Ich bin mir sicher, in wenigen Jahren werden sich diese Umfrageergebnisse komplett umdrehen, wenn die PJ-Studenten erst einmal die Erfahrung gemacht haben, wie viel sie in der vertragsärztlichen Praxis lernen können“, so Heinrich.

Ein verpflichtendes PJ-Quartal in der ambulanten Versorgung ist nicht völlig neu: An der Medizinischen Fakultät Mannheim absolvieren es die Medizinstudierenden seit 2011, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtete. Bereits im Herbst 2006 richtete die Fakultät den Mo­dellstudiengang „Mannheimer reformiertes Curriculum der Medizin“ (MaReCuM) ein, der das PJ in vier Quartale von zwölf Wochen Dauer unterteilt und ein Wahlpflichtquartal „Ambulante Medizin“ vorsieht. © hil/aerzteblatt.de

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