Medizin
Buprenorphin-Implantat verbessert Abstinenz bei Opiat-Abhängigkeit
Donnerstag, 21. Juli 2016
New York – Ein subdermales Buprenorphin-Implantat, das in den USA seit Kurzem zur Substitutionsbehandlung von Opiatabhängigen zugelassen ist, hat in einer randomisierten Doppelblindstudie häufiger eine Abstinenz erzielt als die tägliche sublinguale Applikation des Wirkstoffs. Die Implantate könnten nach Einschätzung der Forscher im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA; 2016; 316: 282-290) auch verhindern, dass das Mittel missbräuchlich verwendet wird.
Das stark wirksame Opioid Buprenorphin, das Anfang der 1980er-Jahre zunächst als Schmerzmittel eingeführt wurde, wird seit einigen Jahren zunehmend zur Substitution bei Opiatabhängigkeit als Alternative zu Methadon eingesetzt. Aufgrund eines „Ceiling Effect“ soll es auch bei höheren Dosierungen nicht zu einer Atemdepression kommen.
Die Anwendung von Buprenorphin ist jedoch umständlich. Wegen der geringen oralen Verfügbarkeit und einer raschen Metabolisierung in der Leber (First-Pass-Effekt) mussten die Patienten das Mittel bisher sublingual anwenden, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen. Die Aushändigung des starken Opioids an die Patienten birgt die Gefahr, dass das Mittel in die falschen Hände gelangt. Laut den Centers for Disease Control and Prevention wurden zuletzt 9,5 Prozent aller Notfall-Aufnahmen wegen einer Opiatüberdosierung von Kindern unter 6 Jahren durch Buprenorphin verursacht.
Ein Implantat, das alle sechs Monate erneuert werden muss, kann diese missbräuchliche Verwendung verhindern. Sie sollte auch die Therapieadhärenz verbessern und den Beikonsum von Opiaten senken.
zum Thema
- Abstract der Studie
- Pressemitteilung des Mount Sinai Hospitals
- Pressemitteilung von JAMA
- Registrierung der Studie
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Um diese Vorteile nachzuweisen, hat der Hersteller eine Vergleichsstudie durchgeführt, an der 177 opioidabhängige Patienten mit stabiler Abstinenz teilnahmen. Sie wurden auf eine Substitution mit sublingualem Buprenorphin plus Placebo-Implantaten oder Buprenorphin-Implantat plus sublingualen Placebos randomisiert. Primärer Endpunkt war der Nachweis der Non-Inferiorität bezüglich der Abstinenz der Patienten.
Diese wurde monatlich durch Urinkontrollen (plus vier unangekündigten Tests) und Selbstberichte überprüft. Die Patienten galten als Responder, wenn sie in mindestens vier von sechs Monaten abstinent waren. Dies schafften, wie Richard Rosenthal von der Icahn School of Medicine in New York und Mitarbeiter berichten, 96 Prozent der Implantatträger und 88 Prozent der Patienten, die Buprenorphin sublingual anwendeten. Insgesamt 86 Prozent gegenüber 72 Prozent der Patienten waren in allen Tests drogenfrei. Auch in der Verträglichkeit gab es keine wesentlichen Unterschiede.
Die Studie zeigt jedoch auch, dass die sublinguale Gabe von Buprenorphin hoch effektiv ist, sodass sie bei hoch-motivierten Patienten eine Option bleiben könnte. Das Implantat wurde kürzlich in den USA zugelassen (in Deutschland ist es nicht erhältlich). Es darf dort nur von zertifizierten Ärzten angeboten werden. Die US-Arzneibehörde FDA warnt in der Fachinformation vor möglichen Komplikationen der Implantation. Die Implantate könnten beispielsweise durch Migration Nerven schädigen oder gar aus der Haut austreten. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.