Medizin
IVF: Langzeitstudie sieht kein erhöhtes Brustkrebsrisiko
Donnerstag, 21. Juli 2016
Amsterdam – Der kurzfristige intensive Einriff in den Hormonhaushalt, der mit der In-vitro-Fertilisation (IVF) verbunden ist, hat in einer großen Langzeitstudie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2016; 316: 300-312) nicht zu einem langfristigen Anstieg der Brustkrebsinzidenz geführt.
Die IVF findet zwar, wie der Name bereits sagt, im Labor statt. Für die Gewinnung der Eizellen müssen die Frauen mit Kinderwunsch jedoch einige Strapazen über sich ergehen lassen. In der ersten Phase wird der natürliche Menstruationszyklus mit Gonadotropin-Releasing-Hormon unterdrückt. Es folgt die ovarielle Hyperstimulation mit Gonadotropinen, die die Östradiol- und Progesteron-Spiegel im Blut der Frau bis auf das zehnfache ansteigen lassen.
Wenn sich genügend Follikel entwickelt haben, werden die Frauen mit 10.000 IU menschlichen Choriongonadotropin behandelt. Nach der IVF folgt noch einmal eine Behandlung mit Gestagenen und hCG, um die Einnistung des Embryos zu fördern. Nicht wenige Frauen benötigen mehrere dieser Hormonbehandlungen, bevor sie erfolgreich schwanger werden.
Da die meisten Mammakarzinome Östrogen- und/oder Progesteronrezeptoren haben, die das Wachstum des Tumors fördern, gibt es seit längerem Bedenken, dass ein oder mehrere IVF-Zyklen das Brustkrebsrisiko steigern könnten. Da das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist und die IVF eine zunehmend häufiger eingesetzte Behandlung ist, käme bereits einem niedrigen Risiko eine hohe Public-Health-Bedeutung zu.
Frühere Untersuchungen und zuletzt auch eine Meta-Analyse sind zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. In einigen war das Risiko bei jüngeren Frauen erhöht, bei anderen schien die Hormonexposition nur in höherem Alter der Frau (bei der IVF) bedenklich zu sein. Diese Studien hatten die Frauen jedoch nur über 8 bis 16 Jahre beobachtet.
Die jetzt von Alexandra van den Belt-Dusebout vom Nederlands Kanker Instituut in Amsterdam vorgestellten Daten umfassen die Daten von 25.108 Frauen, die in den Jahren 1983 bis 1995 an einem der zehn niederländischen IVF-Zentren behandeln wurden und im Durchschnitt 3,6 IVF-Zyklen erhielten.
Während einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 21,1 Jahren sind 839 Fälle von invasivem Brustkrebs und 109 Fälle von in-situ-Brustkrebs aufgetreten. Die Inzidenzen liegen nach den Berechnungen von van den Belt-Dusebout nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung oder einer Vergleichsgruppe von gleich alten Frauen, die keine IVF-Behandlung erhalten haben. Für den ersten Vergleich ermittelte die Forscherin eine standardisierte Inzidenzrate (SIR) von 1,01 (95-Prozent-Konfidenzintervall 0,93-1,09), für den zweiten Vergleich eine Hazard Ratio (HR) von 1,01 (0,86-1,19). Die engen Vertrauensintervalle schließen weitgehend aus, dass ein größeres Risiko übersehen wurde.
Es gab auch keine Tendenz zu einem mit der Dauer der Nachbeobachtung steigenden Risiko. Für eine höhere Zahl von IVF-Zyklen wurde sogar ein vermindertes Brustkrebsrisiko gefunden: Frauen, die sich sieben oder mehr IVF-Zyklen unterzogen, erkrankten zu 45 Prozent seltener als Frauen, die nur ein oder zwei Zyklen erhalten hatten (HR 0,55; 0,39-0,77). Ein schlechtes Ansprechen auf den ersten IVF-Zyklus war ebenfalls mit einem signifikant verminderten Brustkrebsrisiko assoziiert (HR 0,77; 0,61-0,96).
Eine gewisse Einschränkung ergibt sich aus der Tatsache, dass die wenigsten Frauen bereits die Wechseljahre erreicht haben. Nach der Menopause steigt das Brustkrebsrisiko deutlich an und die Natur der Krebserkrankung verändert sich. Die Dosierung der Hormone, die zur IVF-Behandlung eingesetzt werden, hat sich seit 1995 verändert.
Es dürfte deshalb weitere Untersuchungen zu dieser Fragestellung geben. © rme/aerzteblatt.de

Das ist auch deshalb zu erwarten,
natürlich eine statistische Aussage. Es gibt auch den seltenen Sonderfall für junge Frauen, die schwanger sind und dann bereits ein Mamma-Ca haben.
Hier ist die massive "Hormondusche" sicher fatal und eine Indikation zur Unterbrechung der Schwangerschaft.

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