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Medizin

US-Studie: Krebsrisiko für Radiologen nicht (mehr) erhöht

Mittwoch, 20. Juli 2016

dpa

Bethesda – Radiologen haben heute kein erhöhtes Sterberisiko durch strahlenbedingte Erkrankungen. Dies geht aus einem Vergleich der Sterbedaten von mehr als hunderttausend US-amerikanischen Radiologen und Psychiatern in Radiology (2016; doi: 10.1148/radiol.2016152472) hervor, die für ältere Jahrgänge ein deutlich erhöhtes Krebssterberisisiko dokumentiert.

Weltweit sollen etwa 2,3 Millionen Menschen in medizinischen Tätigkeiten ionisierenden Strahlen ausgesetzt sein. Die Risiken, zu denen in erster Linie eine erhöhte Rate von Krebserkrankungen gehört, sind seit längerem bekannt, und zumindest in den entwickelten Ländern gibt es klare Regelungen zum Strahlenschutz. Ob sie tatsächlich das Personal vor Erkrankungen bewahren, kann nur in größeren epidemiologischen Studien untersucht werden.

Amy Berrington de González vom National Cancer Institute (NCI) in Bethesda/Maryland und Mitarbeiter haben hierzu die Daten von 43.763 Radiologen ausgewertet, die in den USA im Zeitraum von 1916 bis 2006 ihre klinische Tätigkeit begonnen hatten. Als Vergleichs­gruppe wählten die Epidemiologen 64.990 Psychiater, die als Berufsgruppe vermutlich die geringste Exposition mit ionisierenden Strahlen haben.

Die Forscher haben die Todesursachen der Mediziner seit 1979 recherchiert (seit diesem Jahr liegt mit dem National Death Index ein landesweites Sterberegister vor, dass die Todesursachen aufführt). Dabei wurden nur Todesfälle vor dem 85. Lebensjahr gewertet, da die Todesursachen im höheren Alter weniger verlässlich sind.

Insgesamt war das Sterberisiko bei den Radiologen nicht höher als bei den Psychiatern (es war sogar etwas niedriger, Berrington de González vermutet einen höheren Anteil von Rauchern unter den Psychiatern als Ursache, ohne dies beweisen zu können). Die wichtigste Erkenntnis war jedoch, dass das Sterberisiko an Krebserkrankungen nicht erhöht war. Dies trifft allerdings nur für Radiologen zu, die nach 1940 approbiert wurden.

Ältere Radiologen, die noch in Zeiten gearbeitet hatten, als Durchleuchtungen ohne Bleischutz an der Tagesordnung waren, starben häufiger an Krebs. Tödliche Hautkrebs­erkrankungen waren 6,38-fach häufiger, das Risiko, an einem Melanom zu sterben, war sogar um den Faktor 8,75 erhöht. Auch Todesfälle aufgrund von myeloischen Leukämien (1,43-fach), Lymphomen (2,24-fach) und hier insbesondere Non-Hodgkin-Lymphomen (2,69-fach) waren in der Vergangenheit signifikant häufiger.

Auffällig war darüber hinaus eine erhöhte Zahl von tödlichen zerebrovaskulären Erkrankungen (1,49-fach), die in früheren Untersuchungen bei Radiologen nicht aufgefallen war, die aber unter den Überlebenden von Atembombenangriffen ebenfalls beobachtet worden sind.

Dass Radiologen, die erst nach 1940 berufstätig wurden, nicht betroffen sind, führt Berrington de González auf den effektiven Strahlenschutz zurück. Zu bedenken ist allerdings, dass viele radiologische Tätigkeiten heute von medizinisch-technischem Assistenzpersonal durchgeführt werden, die in der Kohorte nicht vertreten waren. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Samstag, 3. September 2016, 09:06

Warum werden solche Statistiken nicht bei uns gemacht???

Die Daten sind sicher vorhanden jede berufliche Tätigkeit im Umfeld von Strahlungsexposition ist bei uns gesetzlich vorgeschrieben dokumentiert und staatlich kontrolliert!
Vermute, das wird vorsätzlich unterlassen, weil möglicherweise sogar eine Untersterblichkeit dabei resultieren könnte, wie bei den Kernkraftwerken, oder im Schwarzwald.
LNS
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