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Politik

Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt weiter

Freitag, 22. Juli 2016

Berlin – 2015 sind in Deutschland 1.226 Menschen am Konsum illegaler Drogen gestor­ben. Das hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU) heute zum nationalen Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige mitgeteilt. Die Zahl der Dro­gentoten ist in Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen, von 944 im Jahr 2012 auf 1.226 im Jahr 2015. Die Deutsche Aids Hilfe (DAH) übte scharfe Kritik an der Drogenpolitik der Bundesregierung.

„Die vielen Aktionen an diesem Tag machen uns erneut bewusst, dass hinter den kühlen Zahlen der Drogenstatistik ganz persönliche Schicksale von Menschen stehen, denen es unglaublich schlecht ging“, sagte Mortler. Viele Todesfälle ließen sich verhindern, wenn Hilfsangebote rechtzeitig greifen würden. „Wir dürfen weder bei der Prävention, noch bei den Angeboten und Maßnahmen in der Drogen- und Suchthilfe nachlassen“, betonte sie.

Mortler dankte gleichzeitig den Mitarbeiter und Unterstützern in den Suchthilfeeinrichtun­gen. „Viele von ihnen leisten mehr als man sich vorstellen kann“, sagte die Drogen­be­auf­tragte.

Eine Verweigerungshaltung der Politik sieht dagegen die DAH: „Die Zahl der Drogen­toten ließe sich mit einfachen Mitteln senken“, sagte Winfried Holz vom Vorstand der DAH. Noch immer verfügten zehn Bundesländer über keine Drogenkonsumräume, obwohl diese Einrichtungen Leben retten sowie HIV- und Hepatitis-Infektionen verhin­dern könn­ten. Außerdem sei das Notfallmedikament Naloxon im entscheidenden Moment für Dro­gen­konsumenten vielerorts nicht verfügbar. „Sowohl Drogenkonsum­räume als auch Na­lo­xon sind Lebensretter ohne Risiken und Nebenwirkungen. Die Menschen weiter ster­ben zu lassen, ist durch nichts zu rechtfertigen“, sagte Holz.

Kritik übte auch Harald Terpe, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik von Bündnis90/Die Grünen. „Dass die Bundesregierung die Präventions- und Therapieangebote in Deutsch­land für ausreichend hält, ist Realitätsverweigerung auf dem Rücken der Be­troffenen“, sagte er. Der Zugang zu Drogenkonsumräumen, das Bereitstellen sauberer Spritzbestecke auch in Justizvollzugsanstalten sowie der Zugang zur Substitutions­thera­pie müssten für alle Abhängigen gewährleistet werden. „Dass die Zahl der Drogentoten steigt, bestätigt den dringenden Handlungsbedarf“, sagte Terpe. © hil/aerzteblatt.de

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Avatar #79783
Practicus
am Freitag, 22. Juli 2016, 23:11

Ganz zufällig

besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Zahl der Drogentoten und der Anzahl substituierender Ärzte. Vom Suchtkrongress in München war zu hören, dass nur mehr 2.700 Praxen in größerem Umfang substituieren.
Wenn der §5 der BtMVV nicht schnellstens gestrichen oder zumindest weitgehend entrümpelt wird, müssen noch viel mehr Drogenabhängige "sozalverträglich früableben" sive elend verrecken!

Nirgendwo außer in Deutschland kann ein Arzt für die Durchführung einer Behandlung lege artis derart kriminalisiert werden wie hier. Dass in Bayern jeder Nachwuchsstaatsanwalt für die Karriere mindestens eine Substitutionspraxis aus dem Verkehr ziehen muss, mag ein böses Gerücht sein - aber die Auswirkungen sind eine Katastrophe für die Suchtkranken.
Sie müssen als substituierender Arzt die Verantwortung für eine Therapie tragen, deren Indikation, Durchführung, Behandlungsziel und Überwachung durch ein Gesetz geregelt wird und nicht von medizinischer Notwendigkeit - das macht heute verständlicherweise keiner mehr mit.
Wenn wir "Dinosaurier" der Substitutionsbehandlung einmal aufhören, werden die Todeszahlen noch viel höher steigen...
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