Medizin
Knietraining ist Operation bei Meniskusschaden in Studie gleichwertig
Freitag, 22. Juli 2016
Oslo – Ein unter Aufsicht durchgeführtes Sportprogramm zur Stärkung der Kniemuskulatur erzielte in einer randomisierten klinischen Studie an Patienten mit degenerativen Meniskusschäden gleich gute Ergebnisse wie eine arthroskopische Operation, wie eine Publikation im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2016; 354: i3740) zeigt.
Die arthroskopisch durchgeführte partielle Meniskektomie gehört in den westlichen Ländern zu den häufigsten orthopädischen Operationen, obwohl ihr Vorteil gegenüber einer konservativen Behandlung nicht sicher belegt ist. Nur in einer von fünf bisher durchgeführten randomisierten Studien waren die Schmerzen nach einem Jahr geringer als nach einer konservativen Behandlung. Ein Grund für die geringe Wirksamkeit könnte darin bestehen, dass die Operation die Auslöser der degenerativen Veränderungen nicht beseitigt. Zu ihnen gehört eine durch Bewegungsmangel bedingte Schwäche in den Muskeln, die das Kniegelenk stabilisieren.
Das Team um Nina Jullum Kise vom Martina Hansens Hospital in Sandvika bei Oslo hat für ihre Patienten mit degenerativen Meniskusschäden (in der Regel ein Riss im Innenmeniskus) ein Sportprogramm entwickelt. Über 12 Wochen erhalten die Patienten bis zu dreimal in der Woche ein Aufbautraining, das die Muskulatur stärken und die euromuskuläre Kontrolle verbessern soll.
zum Thema
- Abstract der Studie
- Pressemitteilung des BMJ
- Registrierung der Studie
- Frühere Studie mit Beschreibung des Sportprogramms
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aerzteblatt.de
In einer randomisierten Studie wurde dieses Training jetzt in Sandvika und in einer Klinik in Odense in Dänemark mit den Ergebnissen einer arthroskopischen Teil-Meniskektomie verglichen. An der Studie nahmen 140 Erwachsene (Durchschnittsalter 50 Jahre) teil, bei denen mittels Kernspintomographie ein degenerativer Meniskusriss diagnostiziert worden war, die aber zu Beginn der Studie zu 96 Prozent noch keine röntgenologischen Hinweise auf eine Arthrose hatten. Primärer Endpunkt der Studie waren die Angaben der Patienten im KOOS-4-Fragenbogen (knee injury and osteoarthritis outcome score), der die Kniegelenkbeschwerden erfasst.
Ergebnis: In beiden Gruppen kam es zu einer Verbesserung der Symptome. Nach zwei Jahren hat sich der KOOS-4-Score in der Sportgruppe um 25,3 Punkte und bei den operierten Patienten um 24,4 Punkte verbessert. Das ist ein leichter Vorteil für die Sportgruppe, der jedoch statistisch nicht signifikant und klinisch nicht relevant war. Das Trainingsprogramm hatte die Muskelkraft und die Performance in einigen Tests (Hüpfen, Kniebeugen) deutlich verbessert. Die Vorteile ließen allerdings nach dem Ende des Trainingsprogramms nach, sodass ein fortgesetztes Trainingsprogramm die Ergebnisse möglicherweise weiter verbessert hätte. © rme/aerzteblatt.de

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