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Medizin

Zwei Impfstoffe gegen Chlamydien bei Mäusen erfolgreich getestet

Freitag, 22. Juli 2016

/dpa

York/England und Hamilton/Ontario – Die Impfstoffentwicklung gegen Chlamydia trachomatis, einem der häufigsten sexuell übertragenen Erreger, kommt offenbar voran. In Vaccine (2016; 34: 3979–3985 und 4123-4131) berichten zwei Teams über erfolgreiche Experimente an Mäusen.

C. trachomatis gehört zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Infektionen. Weltweit sollen sich jedes Jahr 113 Millionen Menschen infizieren. Vor allem bei Frauen verläuft die Erkrankung zunächst asymptomatisch, was jedoch eine chronische Entzündung im Beckenbereich (Pelvic inflammatory disease, PID) nicht verhindert. Chlamydien sind eine häufige Ursache von unspezifischen Unterleibsbeschwerden und infolge einer Vernarbung der Eileiter kann es zur Unfruchtbarkeit kommen.

Ein effektiver Impfstoff wäre willkommen, die Entwicklung scheiterte jedoch bisher daran, dass sich die verschiedenen Serotypen stark unterscheiden. Ein gemeinsamer Nenner scheinen jedoch polymorphe Membranproteine (Pmps) zu sein, von denen einer, nämlich PmpsD, bei allen Serotypen gleich ist. Wayne Paes von der Universität York in England und Mitarbeiter haben erstmals einen rekombinanten Impfstoff getestet, der neben den Pmps-Proteinen als Adjuvans einen TLR4-Agonisten enthält, der die angeborene Immunabwehr verstärkt. Mäuse überstanden nach der Impfung eine vaginale Infektion mit C. trachomatis, die vermutlich über die im Serum und den Vaginalsekreten nachgewiesenen IgG-Antikörper vermittelt wurde.

Ähnlich gute Erfahrungen haben auch David Bulir vom DeGroote Institute for Infectious Disease Research in Hamilton/Ontario und Mitarbeiter mit einem anderen Impfstoff gemacht. Er besteht aus einem Fusionsprotein, das mit drei Antigenen besetzt ist. Dieser Impfstoff wurde ebenfalls an Mäusen getestet. Nach der Impfung waren die Tiere weitgehend gegen eine intravaginale Infektion mit C. muridarum gefeit, einem verwandten Chlamydium, das Mäuse infiziert. Die Immunisierung mit BD584 reduzierte die Rate von Eileitererkrankungen (Hydrosalpinx) um 87,5 Prozent, sodass Bulir hofft, dass die Impfung auch die Folgeerkrankungen der Chlamydien-Infektion verhindern kann.

Bisher wurden die Impfstoffe noch nicht am Menschen untersucht. Sollten sie allerdings eine Schutzwirkung erzielen, dann könnten sie – möglicherweise in abgewandelter Form – auch für den Einsatz in ärmeren Ländern interessant sein. Einige Varianten von C. trachomatis sind nämlich die Erreger des Trachoms, einer chronisch rezidivierenden Erkrankung der Bindehäute und Hornhäute des Auges. Die Erkrankung, die in 42 tro­pischen oder subtropischen Ländern endemisch ist, kann infolge der Verletzung der Hornhaut zu schweren Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen. © rme/aerzteblatt.de

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