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Medizin

CRISPR: Chinesische Forscher wollen Lungenkrebs mit „Gen-Schere“ behandeln

Freitag, 22. Juli 2016

CRISPRdpa

London – Beim erstmaligen Einsatz der „Gen-Schere“ CRISPR beim Menschen zeichnet sich ein Wettlauf zwischen amerikanischen und chinesischen Wissenschaftlern ab. Wie Nature (2016; doi:10.1038/nature.2016.20302) erfahren hat, wollen Mediziner der Sichuan-Universität bereits im August erste Lungenkrebs-Patienten behandeln. Eine US-Studie an Melanom-Patienten soll frühestens Ende des Jahres beginnen.

CRISPR bezeichnet Gensonden, die bestimmte Abschnitte des Erbguts aufsuchen, die dann mit dem Enzym Cas9 herausgeschnitten und eventuell durch ein neues Gen ersetzt werden können. Der Einsatz dieser Gen-Schere war bisher auf die Grundlagen­forschung beschränkt, die Technologie hat jedoch ein therapeutisches Potenzial, das zunächst in der Krebstherapie genutzt werden soll.

Die US-National Institutes of Health haben im letzten Monat ein Projekt des Forschers Carl June von der Universität Pennsylvania genehmigt. June möchte die T-Zellen von 18 Patienten mit fortgeschrittenem Melanom im Labor so manipulieren, dass sie nach der Re-Infusion die Krebszellen besser attackieren können. Geplant ist die Entfernung des natürlichen T-Zell-Rezeptors (mit dem die Zellen Antigene aufspüren) und sein Aus­tausch durch einen T-Zell-Rezeptor, der das Tumorantigen NY-ESO auf Melanom­zellen erkennt.

Als dritte Maßnahme ist die Entfernung des Rezeptors PD-1 geplant. Er ist Bindungs­stelle von Substanzen, mit denen einige Tumore das Immunsystem „besänftigen“. Die US-Studie kann nach Informationen von Nature erst Ende des Jahres begonnen werden, da die Arzneibehörde FDA erst ihre Zustimmung geben muss. Die Devise lautet: „Safety first“.

Chinesische Behörden sind weniger zögerlich. Das Team um Lu You vom West China Hospital der Sichuan-Universität in Chengdu, benötigte lediglich eine Genehmigung (der Ethikkommission?) seiner Klinik, die laut Recherchen von Nature am 6. Juli erteilt wurde. Der Onkologe will bereits im nächsten Monat mit der Behandlung von Patienten mit metastasiertem Lungenkrebs beginnen, bei denen Chemo- und Radiotherapie versagt haben. Die genetische Manipulation soll sich vorerst auf die Entfernung des Rezeptors PD-1 beschränken. Der Eingriff soll an einigen Zellen vorgenommen werden, die dann zunächst in Zellkulturen vermehrt werden, bevor sie den Patienten infundiert werden.

Die Genmanipulation hätte damit die gleiche Wirkung wie eine Behandlung mit den PD-1-Inhibitoren Nivolumab oder Pembrolizumab, die den Rezeptor PD-1 blockieren. Der Erfolg dürfte zudem davon abhängen, ob für die Genmanipulation die richtigen T-Zellen ausgewählt wurden, nämlich jene, die die Krebszellen auch tatsächlich attackieren. © rme/aerzteblatt.de

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