Politik
Pflege: Brandenburg droht Fachkräftemangel
Montag, 25. Juli 2016
Potsdam – Bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen droht Brandenburg in den kommenden Jahren ein erheblicher Fachkräftemangel. Wie das Gesundheitsministerium auf eine Anfrage der Linksfraktion im Potsdamer Landtag mitteilte, werden einer Untersuchung zufolge in den nächsten vier Jahren bis zu rund 13.200 neue Fachkräfte in der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege gebraucht. Ende November 2015 befanden sich aber erst rund 3.500 Menschen in der Pflegeausbildung.
Die Angaben beruhen auf einer Studie des Instituts für sozialökonomische Strukturanalysen und des Instituts für Medienforschung und Urbanistik. Danach müssten in den zehn Jahren von 2020 bis 2030 weitere 17.600 Pflegefachkräfte neu eingestellt werden.
In der Kinderkrankenpflege wird weniger Pflegepersonal gesucht. Für Brandenburg und Berlin müssen der Untersuchung zufolge für diesen Bereich bis 2030 lediglich bis zu 1.200 Beschäftigte neu eingestellt werden. Grund ist der in den nächsten Jahre erwartete Geburtenrückgang.
Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Brandenburg steigt laut der amtlichen Statistik von derzeit rund 113.500 auf etwa 140.000 im Jahr 2026. Mit ihrer im Herbst des vergangenen Jahres gestarteten sogenannten Pflegeoffensive hat die Landesregierung auf die steigende Zahl älterer Menschen reagiert – unter anderem mit mehreren Modellprojekten. Dazu gehören ein effektiver Personaleinsatz in der Pflege, Hilfen für die Kommunen und mehr Betreuungsangebote für Senioren.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind die derzeitigen Ausbildungskapazitäten an den staatlich anerkannten Ausbildungsstätten mit Ausnahme der Kinderkrankenpflege nicht ausgeschöpft. Bei der Altenpflege könne nur ein Teil der Ausbildungsplätze besetzt werden. Daher sei es Ziel, die Ausbildungsbedingungen für diese Berufe attraktiver zu machen, heißt es in der Antwort des Ministeriums.
Der Linke-Landtagsabgeordnete René Wilke formuliert es deutlicher: „Bei der Bezahlung der Nachwuchskräfte muss dringend zugelegt werden“, sagte er. Brandenburg befinde sich im Nachteil gegenüber Berlin, wo die Gehälter für Pflegekräfte deutlich höher seien. „Zwar liegt Brandenburg im Vergleich der neuen Länder vorn, doch wandern immer noch zu viele Pflegekräfte nach Berlin ab“, so Wilke.
Nach seinen Worten ist die Pflege insbesondere älterer Menschen in der Gesellschaft noch immer ein Randthema. „Um die Pflegeberufe attraktiver zu machen, müssen sie von der Gesellschaft auch entsprechend anerkannt werden“, fordert der Linke-Politiker.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht vor allem die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in der Pflicht. „Seit zwei Jahren stehen wir in Tarifverhandlungen, kommen aber nicht weiter“, klagte Verdi-Fachbereichsleiterin Mike Jäger. Ein großes Problem sei es, die Pflegekräfte nach der Ausbildung zu halten. „Insbesondere aus dem Speckgürtel wandern viele nach Berlin ab.“
Berliner Kliniken zahlten sogar Prämien an Fachkräftewerber, berichtet Jäger. Zudem gebe es dort Betriebsräte. Um die Fachkräfte-Abwanderung zu stoppen, müssten Brandenburger Betriebe ihrem Nachwuchs mehr bieten – etwa bessere Bezahlung, Weiterbildungen und Aufstiegsmöglichkeiten. © dpa/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.