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Ausland

Japan: Ex-Mitarbeiter tötet in Behindertenheim 19 Menschen

Mittwoch, 27. Juli 2016

Sagamihara – In einem japanischen Heim für geistig Behinderte hat ein mit mehreren Messern bewaffneter Ex-Mitarbeiter 19 Menschen getötet. 25 weitere wur­den bei dem Angriff in Sagamihara, westlich von Tokio, verletzt, wie die Rettungs­kräf­te mitteilten. Medienberichten zufolge hatte der 26-Jährige bereits im Februar mit der Er­mor­dung von 470 Behinderten gedroht, wurde aber nach einer Untersuchung im Kran­ken­haus als ungefährlich entlassen.

Bei den Getöteten handelt es sich um neun Männer und zehn Frauen zwischen 18 und 70 Jahren. 20 der 25 Verletzten erlitten schwerste Stichwunden. Die überlebenden Heim­bewohner stünden unter Schock und seien nicht in der Lage, über die Tat zu sprechen, sagte ein Arzt.

Satoshi Uematsu sei um 2.10 Uhr durch ein eingeschlagenes Fenster in das Behinder­tenheim eingedrungen, sagte ein Sprecher der Provinz Kanagawa. Nach Informationen des öffentlichen Rundfunksenders NHK fesselte er einen Pfleger, dann begann er, auf die Behinderten einzustechen. Die Polizei erhielt nach eigenen Angaben um 2.30 Uhr einen Notruf. Der Täter stellte sich selbst mit den Worten „Ich habe es getan.“

Als Motiv gab er Hass auf Behinderte an. In einem ersten Verhör habe der 26-Jährige gesagt: „Die Behinderten sollen alle verschwinden“, berichtete die Zeitung Asahi Shimbun unter Berufung auf einen Polizeisprecher.

Der Täter hatte laut Medienberichten bereits im Februar in einem Brief an den japa­nischen Parlamentspräsidenten mit der Ermordung von 470 Behinderten in zwei ver­schiedenen Heimen gedroht. Er bezeichnete sein Vorhaben als eine „Revolution“, die „die Wirtschaft beleben“ und „den Dritten Weltkrieg verhindern“ werde.

Uematsu wurde am 19. Februar in ein Krankenhaus eingeliefert, wo ihm Verfolgungs­wahn und eine Cannabis-Abhängigkeit bestätigt wurden. Zwölf Tage später wurde er laut NHK mit dem ärztlichen Attest entlassen, dass er niemandem Schaden zufügen werde.

Bei der Messerattacke handelt es sich um eine der schlimmsten Gewalttaten in der japanischen Nachkriegsgeschichte. Zwar ist Waffengewalt in Japan generell selten, das Land hat strenge Waffengesetze und eine der niedrigsten Kriminalitätsraten unter den Industriestaaten. Dennoch hatten Bluttaten immer wieder weltweit Aufsehen erregt: 2008 steuerte ein 28-Jähriger einen Lkw in eine Menschenmenge in Tokio; er griff anschlie­ßend mit einer Stichwaffe Passanten an und tötete insgesamt sieben Menschen. 1995 setzten Mitglieder der Aum-Sekte das Giftgas Sarin in der U-Bahn von Tokio frei, 13 Menschen kamen ums Leben, 6.300 erlitten zum Teil irreversible Verletzungen. © afp/aerzteblatt.de

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