Politik
Blinddarm-Operationen bei Kindern: Operationshäufigkeit sehr unterschiedlich
Dienstag, 26. Juli 2016
Hamburg – Bundesweit wurde im Jahr 2014 bei mehr als 18.000 Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren eine Blinddarm-Operation vorgenommen. Das hat eine Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes durch die Techniker Krankenkasse (TK) ergeben. Die regionalen Unterschiede sind dabei enorm. TK und Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) finden unterschiedliche Erklärungsansätze dafür.
Während in Bremen auf 100.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren 95 Blinddarm-Operationen in Krankenhäusern kamen, waren es in Nordrhein-Westfalen 183 und in Bayern 208. Thüringen verzeichnet dabei die meisten Eingriffe: Hier kamen auf 100.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sogar 229 Krankenhausfälle.
„Die teilweise großen Spannen zwischen den Bundesländern sind sehr auffällig, jedoch dürften sie medizinisch kaum zu erklären sein“, sagt der TK-Krankenhausexperte Jörg Manthey. Die Diagnose einer Blinddarmentzündung sei aufgrund der unspezifischen Symptome nicht einfach zu stellen. Klagt das Kind plötzlich über starke Schmerzen im rechten Unterbauch und kommen Fieber, Übelkeit und Erbrechen hinzu, lautet die Diagnose oft Blinddarmentzündung. „Insbesondere vor dem Hintergrund der immer wieder diskutierten Krankenhauskeime und damit einhergehender Risiken sollte ein stationärer Aufenthalt gerade bei Heranwachsenden nur erfolgen, wenn er unumgänglich ist“, so Manthey.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Ärzte unnütze Operationen durchführen würden. „Blinddarmoperationen bei Heranwachsenden werden durchgeführt, wenn sie medizinisch indiziert sind. Wer regionale Unterschiede nicht erklären kann, sollte sich hüten, zu spekulieren oder gar, wie es bei der TK mitschwingt, überflüssige Operationen zu unterstellen“, erklärt Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der DKG.
Jeder Krankenhausarzt diagnostiziere nach bestem Wissen und Gewissen und entscheide dann, welche Therapie geeignet sei. Und dies nach medizinischen Gesichtspunkten. „Die Unterschiede machen vielmehr deutlich, dass die Medizin nicht so eindeutig ist, wie es Krankenkassenverwaltungen gerne hätten“, so Baum. Es gebe unterschiedliche Lehrmeinungen, die von möglichst schnell operieren, um sicher zu sein, bis möglichst lange abwarten, gingen. Sicher sei jedenfalls, dass „ein zu spät operierter Blinddarm mit allerhöchstem Risiko für die Kinder einhergeht“.
© gie/aerzteblatt.de

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