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Medizin

IARC: Fast jede sechste Krebserkrankung wird durch Infektionen ausgelöst

Dienstag, 26. Juli 2016

Krebszelle /pa

Lyon – Zehn Krankheitserreger sind weltweit für etwa 15 Prozent aller Krebserkran­kungen verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Interna­tionalen Agentur für Krebsforschung,(IARC) in Lancet Global Health (2016; doi: 10.1016/S2214-109X(16)30143-7). Die meisten der 2,2 Millionen infektionsbedingten Krebserkrankungen entfiel auf ärmere Länder. Doch auch in Europa werden Krebserkrankungen durch Viren und Bakterien verursacht.

Die zehn biologischen Krebsauslöser sind Helicobacter pylori, Hepatitis B-Virus (HBV), Hepatitis C-Virus (HCV), bestimmte humane Papillomaviren (HPV), Epstein-Barr-Virus (EBV), humanes Herpesvirus Typ 8 (HHV-8), humanes T-lymphotropes Virus Typ 1  (HTLV-1), Opisthorchis viverrini, Clonorchis sinensis und Schistosoma haematobium.

Es gibt noch einen elften Krankheitserreger, der Krebserkrankungen begünstigt. Dies ist das HIV. Die Krebserkrankungen sind in aller Regel jedoch Folge der Immunschwäche, die über die erhöhte Anfälligkeit für Infektionen das Krebsrisiko erhöht. Nach früheren Schätzungen sind 40 Prozent aller Krebserkrankungen bei HIV-Infizierten auf andere Infektionen zurückzuführen.

Die ersten vier Krankheitserreger der Liste, also H. pylori, HPV, HBV und HCV erklären nach den Berechnungen von Martyn Plummer und Mitarbeitern des IARC in Lyon allein 2,0 von 2,2 Millionen Krebserkrankungen. H. pylori ist Auslöser für 89,0 Prozent aller Magenkrebserkrankungen außerhalb der Cardia. HBV und HCV erklären 73,4 Prozent aller primären Krebserkrankungen der Leber. HPV ist für 100 Prozent aller Zervix­karzinome verantwortlich.

Die anderen sechs Krankheitserreger sind von untergeordneter Bedeutung, auch wenn das Epstein-Barr-Virus (EBV) möglicherweise  5 bis 10 Prozent aller Non-Hodgkin-Lymphome erklärt, wie die IARC-Mitarbeiter vermuten. Das humane Herpesvirus Typ 8 (HHV-8) ist Auslöser des Kaposi-Sarkoms, das überwiegend bei HIV-Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Immunschwäche auftritt. Sein Anteil an allen Krebser­krankungen beträgt 2 Prozent.

HTLV-1-Infektionen sind weitgehend auf bestimmte Endemiegebiete beschränkt (Japan, Karibik und bestimmte Regionen von Afrika, Südamerika und im Iran), dort kann eine Infektion T-Zell-Leukämien auslösen. Opisthorchis viverrini ist ein in Thailand, Laos und Malaysia verbreiteter Saugwurm, der wie der chinesische Leberegel Clonorchis sinensis ein Gallengangkarzinom auslösen kann. Schistosoma haematobium, der Erreger der Bilharziose, kann in den endemischen Regionen Blasenkrebs verursachen.

Viele Krebserkrankungen ließen sich vermeiden. Laut Plummer lassen bereits 184 Länder Kinder gegen HBV impfen. In Taiwan hat dies bereits zu einem Rückgang der Leberkrebserkrankungen geführt. Auch die HPV-Impfung, die in vielen westlichen Ländern (mit unterschiedlicher Akzeptanz) angeboten wird, sollte langfristig die Erkrankungszahlen am Zervixkarzinom senken.

Gegen HCV gibt es noch keine Impfung. Die Infektion kann allerdings durch neue Medikamente rechtzeitig gestoppt werden (was allerdings vielfach noch an den hohen Kosten scheitert). Kaposi-Sarkome lassen sich durch eine frühzeitige Behandlung der HIV-Infektion vermeiden. Ob dies langfristig den Anteil der Krebserkrankungen senkt, die durch Krankheitserreger ausgelöst werden, bleibt abzuwarten. Bislang ist ein solcher Trend nicht erkennbar. © rme/aerzteblatt.de

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