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Medizin

Kardiologen warnen: „Binge Watching“ kann Lungenembolie auslösen

Mittwoch, 27. Juli 2016

dpa

Osaka – Neben langen Autofahrten und Interkontinentalflügen kann auch exzessives Fernsehen eine Lungenembolie auslösen, warnen US-Kardiologen unter Verweis auf eine Studie aus Japan, die jetzt in Circulation (2016; 134: 355-357) veröffentlicht wurde.

Das Aufkommen von Streaming-Diensten hat die Fernsehgewohnheiten der Bevöl­kerung verändert. Beim „Binge Watching“ (vulgo: Komaglotzen) werden mehrere Folgen einer Fernsehserie am Stück angesehen. Dies bedeutet, dass die Zuschauer oft über viele Stunden bewegungslos vor dem Fernseher verharren, ähnlich wie Menschen auf Interkontinentalflügen an ihre Sitze gebunden sind. Untersuchungen über die möglichen Risiken gibt es noch nicht. Eine prospektive Kohortenstudie aus Japan kommt jedoch jetzt zu dem Ergebnis, dass mit der Dauer der täglichen Fernsehzeiten das Risiko einer Lungenembolie steigt.

Die Japanese Collaborative Cohort Study hatte zwischen 1988 und 1990 insgesamt 86.024 gesunde Japaner im Alter von 40 bis 79 Jahren (unter anderem) nach ihren Fernsehgewohnheiten befragt. Im Verlauf der nächsten 19 Jahre starben 59 Teilnehmer an einer Lungenembolie.

Die Auswertung von Toru Shirakawa von der Universität Osaka ergab, dass das Risiko mit der Dauer des täglichen Fernsehkonsums anstieg: Verglichen mit Japanern, die selten fernsahen, erhöhte ein täglicher Konsum von 2,5 bis 4,9 Stunden das Sterberisiko an einer Lungenembolie um 70 Prozent (Hazard Ratio 1,7; 95-Prozent-Konfidenz­intervall 0,9-3,0). Japaner, die mehr als 5 Stunden am Tag vor dem Fernseher verbrachten, starben sogar 2,5-fach häufiger an einer Lungenembolie (Hazard Ratio 2,5; 1,2-5,3). 

Bei einer Sterblichkeit von 8,2 pro 100.000 Personenjahre – die Lungenembolie ist in Japan deutlich seltener als in westlichen Ländern – war das Sterberisiko zwar gering. Da die spannenden Serien von Netflix und anderen Anbietern die Zuschauer häufig noch länger als fünf Stunden vor dem Fernseher „fesseln“, sollte die Gefahr nach Ansicht der American Heart Association nicht unterschätzt werden. 

Einfache Vorsichtsmaßnahmen könnten der Lungenembolie, die oft als Thrombose in den Beinen und Beckenvenen beginnt, verhindern. Die Autoren der japanischen Studien raten, den Film nach jeder Stunde anzuhalten und eine Bewegungspause einzulegen. Es reiche, aufzustehen und ein wenig herumzulaufen und die Beine für etwa fünf Minuten zu entspannen. Auch eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr (Wasser trinken) könnte helfen. Langfristige Vorsichtsmaßnahmen sind eine Gewichtsreduktion und die Vermeidung anderer Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes und eine arterielle Hypertonie. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #88255
doc.nemo
am Donnerstag, 28. Juli 2016, 15:48

Studien, die die Welt nicht braucht


Soso, exzessives Herumlümmeln vor dem Fernseher kann zu einer Lungenembolie führen. Als hätten wir es nicht geahnt! Glücklicherweise haben die fleißigen Forscher herausgefunden, dass es offensichtlich nicht am konsumierten Inhalt liegt, sondern an dem mit konzentriertem Glotzen verbundenen Bewegungsmangel. Das ist zwar keine große Überraschung – aber gut, dass man das mal untersucht hat, sonst würden dir diese Erkenntnis schmerzlich vermissen.
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