Medizin
Motorische Defizite im Alter können auf erhöhtes Demenzrisiko hinweisen
Donnerstag, 28. Juli 2016
Irvine – Alte Menschen, die einen schlechten Gleichgewichtssinn haben, könnten ein erhöhtes Demenzrisiko tragen. Davon gehen Forscher der University of California aus. Die Arbeitsgruppe um Szofia Bullain veröffentlichte ihre Ergebnisse im Journal of the American Geriatrics Society (2016; doi: 10.1111/jgs.14224).
Motorik und Gleichgewicht werden im Gehirn durch ein komplexes Zusammenspiel der Neuronen gesteuert. Nicht umsonst ist vom Kleinhirn über die Basalganglien bis hin zum Neokortex ein erheblicher Teil des zentralen Nervensystems für Koordination und Bewegung zuständig.
Im Verlaufe des Alterungsprozesses nimmt das Hirnvolumen ab, weshalb motorische und kognitive Fähigkeiten tendenziell schlechter werden. Patienten, die ein schlechtes Gleichgewicht haben, bewegen sich aus Angst vor einem Sturz oft weniger. Unselbstständigkeit und sozialer Rückzug können die Folge sein. Dies kann das Demenzrisiko langfristig erhöhen. Andersherum entwickeln Demenzkranke als Ausdruck der Neurodegeneration häufig einen schlechteren Gleichgewichtssinn.
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In ihrer Studie untersuchten die Forscher 578 Menschen, die älter als 90 Jahre alt waren und noch nicht an einer demenziellen Erkrankung litten. Die Teilnehmer wurden halbjährlich neuropsychiatrisch und neurologisch untersucht. Unter anderem mussten die Probanden den sogenannten Vier-Meter-Gehtest und einen Stehtest durchführen.
Zu Beginn der Studie hatte bereits die Hälfte der Studienkohorte Probleme mit dem Gedächtnis. Im Verlaufe der zweieinhalbjährigen Beobachtungszeit entwickelten rund 40 Prozent der Teilnehmer eine manifeste Demenz. Die Forscher stellten fest, dass Teilnehmer, die schlecht im Stehtest abschnitten, häufiger dement wurden (HR= 1,9–2,5; P = 0,02). Probanden, die langsam im Gehtest waren, hatten ebenfalls ein erhöhtes Demenzrisiko (HR= 1,1–1,8; P = 0,04).
Die Forscher vermuten, dass ein schlechtes Gleichgewicht ein wichtiger Prädiktor für das Demenzrisiko ist. Eine Testung des Gleichgewichts könnte daher sinnvoll sein, um Risikopatienten zu identifizieren. © hil/aerzteblatt.de

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