Ausland
Globale Kampagne soll Hepatitis besiegen
Donnerstag, 28. Juli 2016
Berlin/Kopenhagen – Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 aus der Welt schaffen will die Weltgesundheitsorganisation WHO mit einer neuen Kampagne. „NOhep… für eine Welt ohne Hepatitis“ lautet das Motto der heute – zum Welt-Hepatitis-Tag – startenden Aktion. Sie soll Politiker, Mediziner und die breite Öffentlichkeit erreichen und mobilisieren.
Mittlerweile haben sich 194 Mitgliedsstaaten der WHO verpflichtet, der Virushepatitis systematisch im eigenen Land den Kampf anzusagen. Deutschland hat sich durch den Beschluss der Bundesregierung vom 6. April 2016 mit der „BIS 2030-Strategie“ positioniert: Hepatitis B und C sowie HIV und andere Infektionskrankheiten sollen danach bis 2030 erfolgreich bekämpft sein.
„Durch gezielte Prävention – zum Beispiel die Impfung gegen Hepatitis B – sowie den flächendeckenden Zugang zu den neuen Behandlungsoptionen ist heute medizinisch die Elimination der Virushepatitis B und C möglich“, umreißt die Deutsche Leberstiftung die Erfolgsaussichten der Initiative. „Auch leicht erhöhte Leberwerte sollten abgeklärt werden, um eine Infektion mit dem Hepatitis B- oder -C-Virus auszuschließen. Bei erhöhten Leberwerten sollte unbedingt ein einfacher Bluttest auf HBsAg und Anti-HCV durchgeführt werden“, betont Claus Niederau, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe und stellt fest: „Wenn eine Lebererkrankung frühzeitig diagnostiziert wird, sind die Heilungschancen höher. Unbehandelt können viele Lebererkrankungen zur Leberzirrhose und zum Leberzellkrebs führen.“
Größere Anstrengungen im Kampf gegen Hepatitis mahnt auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) an. In Europa lebten im Augenblick rund zehn Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B und C. „Unsere Daten zeigen die fortdauernde Übertragung von Hepatitis in Europa. Wenn wir diese Kette unterbrechen und weitere Infektionen verhindern wollen, müssen wir lokale Vorsorge- und Kontrollverfahren stärken“, teilte die ECDC gestern in Stockholm mit.
Auch in Deutschland wird Hepatitis Epidemiologen und Leberexperten zufolge immer noch unterschätzt. Die Todesursachen-Tabelle beim Statistischen Bundesamt führt in den Jahren 2010 bis 2014 jeweils zwischen 850 und 1.000 Sterbefälle durch Virushepatitis in Deutschland auf. „Die Todesfälle sind wie bei vielen chronischen Erkrankungen sicher untererfasst“, sagte Ruth Zimmermann, Infektionsepidemiologin beim Robert Koch-Institut (RKI). Auch bei anderen auf dem Totenschein angegebenen Todesursachen könne eine Hepatitis eine große Rolle gespielt haben, so Zimmermann.
Laut der Deutschen Leberhilfe betreffen Hepatitis B und C hunderttausende Menschen in Deutschland. Viele Patienten lebten schon Jahre damit und wüssten oft nichts davon. Denn zu einer Gelbsucht als sichtbarer Reaktion komme es bei einer Virushepatitis nicht immer. „Oft gibt es nur unklare Symptome wie Abgeschlagenheit oder Oberbauchbeschwerden“, berichtet Zimmermann vom RKI.
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Bei Routineuntersuchungen würden Leberwerte oft ignoriert, kritisiert die Leberhilfe. Ein Großteil der Infektionen werde erst im Stadium der Folgeerkrankungen diagnostiziert – bei fortgeschrittener Leberfibrose, einer Zirrhose oder einem Leberzellkarzinom. Manchmal sei eine Transplantation dann die einzige Lösung.
Auf das Problem „Hepatitis C“ hat zum Welt-Hepatitis-Tag die Aids-Hilfe Nordrhein-Westfalen hingewiesen. Besonders injizierende Drogengebrauchende und Menschen in Haft hätten auch in Deutschland besonders hohe Hepatitis-C-Prävalenzen. „Im Sinne des Äquivalenzprinzips darf es nicht sein, dass Menschen in Haft die Möglichkeit verwehrt wird, sich adäquat vor HIV, Hepatitis und anderen Infektionskrankheiten zu schützen, die sexuell oder durch gemeinsam benutzte Konsumutensilien übertragen werden“, sagte Patrik Maas, Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW. Notwendig sei zum Beispiel der Zugang zu sterilen Einmalspritzen, auch für Menschen in Haft. © hil/aerzteblatt.de

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