Medizin
Welthepatitis-Tag: Hepatitis B und C bei Migranten häufiger
Donnerstag, 28. Juli 2016
Stockholm/Berlin - Gegen die Hepatitis B kann geimpft werden, für die Hepatitis C gibt es eine effektive Behandlung. Das Ziel, die chronische Virus-Hepatitis in Europa zu eliminieren, kann nach Einschätzung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) jedoch nur gelingen, wenn die betroffenen Personen von ihrer Infektion wissen. Eine wichtige Zielgruppe für ein Screening wären Migranten.
In Europa sind doppelt so viele Menschen chronisch mit Hepatitis C als mit Hepatitis B infiziert. Nach Berechnungen der ECDC wurden zwischen 2006 und 2014 in der Europäischen Union und den assoziierten Ländern (EU/EEA) 276.000 neue Hepatitis C-Infektionen und 161.000 neue Fälle von Hepatitis B diagnostiziert. Während die Zahl der akuten Hepatitis B-Fälle sich seit 2006 fast halbiert hat (minus 54 Prozent) - höchstwahrscheinlich eine Folge der nationalen Impfprogramme -, ist die Rate der chronischen Hepatitis B-Erkrankungen im Laufe der Zeit von 5,7 auf 9,8 pro 100.000 Einwohner gestiegen. Die ECDC deutet dies vor allem als Folge einer genaueren Erhebung und verbesserter Testverfahren.
Die Zahl der chronischen Hepatitis C-Erkrankungen hat ebenfalls zugenommen. Die ECDC beziffert den Anstieg auf 28,7 Prozent, wobei der größte Anstieg seit 2010 beobachtet wurde.
Hepatitis B wird sexuell, durch Blut oder von der Mutter auf das Kind übertragen, Hepatitis C in erster Linie auf dem Blutweg. Da die Blutprodukte sicher und sexuelle Übertragungen (außer vielleicht bei Männern, die Sex mit Männern haben) begrenzt sind, ist das Infektionsrisiko in Europa (und insbesondere in Deutschland) gering. Laut dem Gesundheitssurvey DEGS des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland 0,2 bis 0,3 Prozent der Allgemeinbevölkerung chronisch mit Hepatitis C infiziert. Ähnlich hoch ist die Rate der chronischen Hepatitis B-Infektionen. Damit gehört Deutschland zu den Ländern mit einer geringen Verbreitung von Hepatitis B und C in der Allgemeinbevölkerung.
Viele chronische Infektionen entfallen auf Migranten. Ein Report der ECDC schätzt den Anteil bei der Hepatitis B auf 25 Prozent und bei der chronischen Hepatitis C auf 14 Prozent. Das ist höher als der Migrantenanteil in der Bevölkerung, der in Europa bei etwa 10 Prozent liegt. Das Risiko einer chronischen Hepatitis hängt dabei sehr stark von der Prävalenz in den Heimatländern ab. Eine Hepatitis B ist laut ECDC am häufigsten bei Migranten aus Rumänien, China, der Türkei, Albanien und Russland, in einem etwas geringeren Ausmaß auch bei Migranten aus Vietnam, Nigeria, Kasachstan, Algerien und Indien. Aufgrund der hohen Zahl der Migranten ist die absolute Zahl der Betroffen auch bei einer Herkunft aus Polen, Marokko und Italien hoch.
Menschen mit chronischer Hepatitis C stammen häufig aus Rumänien und Russland, es folgen Italien, Polen, Marokko, Pakistan und die Ukraine. Auch unter den Migranten aus Ägypten, Kasachstan und Nigeria gibt es häufig Menschen mit chronischer Hepatitis C. © rme/aerzteblatt.de

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