Politik
Neugeborene könnten von Screening auf schwere kombinierte Immundefekte profitieren
Freitag, 29. Juli 2016
Köln – Kinder mit einem schweren kombinierten Immundefekt – der „severe combined immunodeficiency“, SCID – profitieren von einer frühen Diagnose und Therapie. Vor diesem Hintergrund sieht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) für ein Neugeborenen-Screening auf SCID einen „Anhaltspunkt für einen Nutzen“, wie es in der formalisierten Sprache des IQWiG heißt.
Der Ausfall der Immunabwehr bei SCID geht zurück auf Gendefekte, die zu einem Mangel an bestimmten Enzymen führen. Dadurch wird die Entwicklung von wichtigen Immunzellen gehemmt, nämlich T-Lymphozyten, B-Lymphozyten und NK-Zellen. Kinder mit SCID sind deshalb bereits im Säuglingsalter extrem infektionsanfällig und dürfen keine Lebendimpfungen erhalten oder Transfusionen mit unbestrahlten Blutprodukten. Unbehandelt sterben die meisten Kleinkinder mit SCID innerhalb von ein bis zwei Jahren.
Bei einer rechtzeitigen Diagnose erhalten die Kinder zunächst eine Infektionsprophylaxe und dann eine Anschlussbehandlung in Form einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation.
In Deutschland ist das sogenannte erweiterte Neugeborenen-Screening Standard. Welche Krankheiten es umfasst und welche Tests angewendet werden sollen, legt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in den sogenannten Kinder-Richtlinien fest. Die Teilnahme an diesen Untersuchungen ist freiwillig. Das Screening auf SCID ist im Augenblick nicht Teil des Neugeborenen-Screenings. Der Test wäre laut dem IQWiG aber an Blutproben möglich, die Ärzte dem Neugeborenen auch für andere Untersuchungen entnehmen – es wären also keine zusätzlichen invasiven Maßnahmen erfordern.
Das IQWiG hat seine Ergebnisse als Vorbericht veröffentlicht. Bis zum 26. August können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben. © hil/aerzteblatt.de

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