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Charité-Projekt für Kinderschutz bedroht

Montag, 1. August 2016

/dpa

Berlin – Dem Pädophilie-Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité droht nach elf Jahren das finanzielle Aus. Die Förderung durch das Bundesjustizminis­te­ri­um endet im Dezember. „Bisher haben wir noch keine Zusage, wie und ob es weiter­geht“, sagte Sprecher Jens Wagner. Das Institut für Sexualmedizin startete 2004 ein Hilfs­angebot für Männer, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. Ziel ist es, mehr Übergriffe zu verhindern.

Anfangs eher misstrauisch beobachtet, gilt das Konzept von „Kein Täter werden“ in­zwischen als Erfolg. Zehn Städte in Deutschland haben es übernommen. Dauerhaft ab­gesichert sei die Präventionsarbeit aber bisher an keinem Standort, erläuterte Wagner. Außer in Berlin förderten jedoch die Bundesländer die Stellen für Zeiträume zwischen einem bis drei Jahren mit.

An der Charité war Ideengeber und Gründer Klaus M. Beier mit seinem Team dagegen vier Jahre lang auf Stiftungen angewiesen. 2008 stieg das Bundesjustizministerium mit ein und gab zuletzt für 2016 rund 585.000 Euro. „Damit sind wir in der Lage, den Bedarf für Berlin und das nahe Umland zu decken“, sagte Wagner.

Der laufende Förderzeitraum ende am 31. Dezember 2016, hieß es aus dem Justiz­minis­terium. Um eine Fortsetzung der wichtigen Arbeit sicherzustellen, unterstütze das Minis­terium mit Nachdruck die Bemühungen der Charité, eine dauerhafte finanzielle Ab­siche­rung über das Gesundheitssystem zu erreichen. Die Gespräche liefen noch.

Rund 2.300 Menschen haben sich in Berlin bisher mit Fragen an „Kein Täter werden“ gewandt. Im Präventionsnetzwerk haben bisher über 500 Männer, die sich sexuell zu Kin­dern hingezogen fühlen, in eine mehr als einjährige kostenlose Therapie eingewilligt. Da­bei lernen sie, ihre Neigung zu kontrollieren, ohne Kinder zu gefährden. Nach Schätzun­gen von Sexualwissenschaftlern hat rund ein Prozent der männlichen Bevölkerung pädo­phile Neigungen.

Seit Ende 2014 gibt es das Präventionsangebot auch für Jugendliche. Innerhalb eines Jahres meldeten sich mehr als 100 Jungen zwischen 12 und 18 Jahren freiwillig, rund 50 von ihnen schlossen bisher die Diagnostik ab. 28 bekamen ein Therapieangebot und 20 befinden sich in Behandlung. Das Projekt wird bis April 2017 vom Bundesfamilien­minis­terium finanziert. Wie es dann weitergeht, ist ebenfalls offen. © dpa/aerzteblatt.de

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