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Medizin

Antikörpertests zeigen Typ-1-Diabetes vor dem Auftreten der ersten Symptome

Montag, 1. August 2016

/dpa

Neuherberg – Antikörper können schon vor dem Auftreten der ersten Krankheitssymp­to­me Frühstadien des Typ-1-Diabetes bei Kindern signalisieren. Allerdings ist die Auswer­tung und Interpretation der Antikörperprofile komplex. Forscher des Helmholtz Zentrums München und des Paul Langerhans Institutes Dresden, beides Partner im Deutschen Zen­trum für Diabetesforschung, berichten nun in der Fachzeitschrift Diabetologia, wie bioinformatische Modelle bessere Prognosen hinsichtlich des Verlaufs der Frühstadien bis zur klinisch symptomatischen Erkrankung erlauben (2016; doi: 10.1007/s00125-016-4050-0).

Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich nach dem aktuellen Stand des Wissens um eine Au­to­immunerkrankung. Im Verlauf der Krankheitsentstehung entwickeln Patienten Anti­kör­per gegen die insulinproduzierenden Betazellen ihrer eigenen Bauchspeicheldrüse. Das ereignet sich in den meisten Fällen schon in den ersten Lebensjahren. Wissenschaftler vom Institut für Diabetesforschung (IDF) am Helmholtz Zentrum München haben daher einen Test entwickelt, mit dem aus einem Tropfen Blut nachgewiesen werden kann, ob entsprechende Antikörper vorhanden sind, die ein Frühstadium der Erkrankung kenn­zeich­nen.

„Kompliziert wird die Diagnose allerdings dadurch, dass es sich insgesamt um vier ver­schie­dene Antikörper handelt“, erklärte Peter Achenbach, stellvertretender Leiter des IDF. Darüber hinaus seien nicht alle Antikörpertypen in der Phase der Krankheits­ent­wick­lung permanent vertreten, sondern die einzelnen Antikörper verhielten sich dynamisch, „sprich sie können auch kommen und gehen“, so Achenbach.

In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler dieses komplexe Verhalten unter­sucht. Sie wollten herausfinden, ob sich aus den jeweiligen Antikörperverläufen möglicherweise präzisere Aussagen herausfiltern lassen als bisher. Sie arbeiteten dabei eng mit der Ab­tei­lung Scientific Computing (ASC) zusammen. „Unser neuer Ansatz, Muster im Zeit­ver­lauf zu analysieren, erlaubt es, nicht nur festzustellen, ob die Antikörper da sind oder nicht, sondern auch, Verläufe verschiedener Antikörper zu beobachten und Kinder mit ähnlichen Profilen zu gruppieren und das dann mit der Krankheitsentstehung in Bezieh­ung zu setzen“, erläuterte Erstautor David Endesfelder von der ASC.

Die Forscher bezogen in ihre Analyse 88 Kinder ein und untersuchten sie hinsichtlich der Auto-Antikörper IAA, GADA, IA-2A und ZnT8A. Der Beobachtungszeitraum betrug 20 Jahre. Innerhalb dieser Zeit identifizierten die Forscher neun verschiedene Cluster, die jeweils für unterschiedliche Antikörperverläufe standen und mit verschieden schneller Entwicklung der klinischen Erkrankung verbunden waren.

Durch die neuen Analysemethoden konnten die Forscher beispielsweise beschreiben, dass bei einigen Kindern, die aufgrund ihrer Antikörperkonstellation bisher zur Hoch­ri­si­ko­gruppe für eine schnelle Krankheitsentwicklung gezählt wurden, erst mit deutlicher Ver­­zö­gerung ein klinisch symptomatischer Diabetes auftrat. „Das war sehr über­raschend und zeigt uns, dass wir beginnen, die verschiedenen Facetten der Entstehung von Typ-1-Diabetes auch im Detail immer besser zu verstehen“, so Studienleiter Achenbach. © hil/aerzteblatt.de

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