Medizin
Tetanus: Todesfall in Bayern
Montag, 1. August 2016
Berlin – Das Robert Koch-Institut nimmt den Todesfall einer 82-jährigen Rentnerin am Tetanus zum Anlass, eine höhere Impfdisziplin einzufordern. Der Kasus wurde im Epidemiologischen Bulletin (2016; doi: 10.17886/EpiBull-2016-047) veröffentlicht.
Tetanus ist in Deutschland zu einer seltenen Erkrankung geworden. In Deutschland werden jährlich nur noch zehn bis 15 Fälle bekannt. Es besteht allerdings keine Meldepflicht, so dass die tatsächliche Zahl der Erkrankungen vielleicht höher liegt, zumal viele Ärzte heutzutage in ihrem Berufsleben nie einen Tetanusfall zu sehen bekommen und eine Tetanuserkrankung unter Umständen bei der Diagnosestellung nicht in Betracht ziehen.
So geschehen im Fall einer 82-jährigen Frau aus Bayern, die sich im April 2016 bei der Gartenarbeit einer tiefe Schnittwunde zuzog. Die Verletzung wurde im örtlichen Krankenhaus genäht. Dabei wurde auf eine Überprüfung des Tetanus-Impfstatus verzichtet. Später stellte sich heraus, dass die Frau möglicherweise niemals gegen Tetanus geimpft worden war.
Als sich die Frau nach fünf Tagen wegen zunehmender Schmerzsymptomatik mit Gesichtsmuskelverzerrungen, Kiefersperre, Trink- und Schluckstörungen erneut im Krankenhaus vorstellte, wurde zunächst ein Schlaganfall vermutet. Ein Tetanus wurde laut dem Bericht im Epidemiologischen Bulletin erst in Betracht gezogen, als der Ehemann aufgrund einer Internetrecherche einen Verdacht äußerte.
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Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings bereits zu spät. Trotz aktiver und passiver Immunisierung sowie einer antibiotischen Therapie mit Ciprofloxacin, einem nächtlichen Hubschraubertransport in die nächste Fachklinik und einer späteren Behandlung in einer Uniklinik starb die Frau am 27. Tag nach der Verletzung am den Folgen ihrer Tetanus-Infektion (die an der Uniklinik eindeutig durch Nachweis von C. tetani in der Wunde belegt wurde).
Der Fall ist typisch für einen übersehenen Tetanus, da gerade bei älteren Menschen nicht ausreichend auf einen Impfschutz geachtet wird und laut RKI die Mehrheit der Infizierten Frauen sind. Jeder Arztkontakt sollte genutzt werden, um den Impfstatus bei älteren Menschen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu vervollständigen, rät das RKI. Insbesondere bei der Erstversorgung von Verletzten mit unklarem Impfstatus sollte immer eine postexpositionelle Tetanus-Immunprophylaxe erfolgen, und bei Patienten mit neurologischen Symptomen unklarer Genese sollte Tetanus als Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden. © rme/aerzteblatt.de

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