Medizin
Herzinfarkt: Fischöl könnte Erholung des Herzmuskels fördern
Mittwoch, 3. August 2016
Boston – Eine hochdosierte Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen über sechs Monate hat in einer randomisierten klinischen Studie in Circulation (2016; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.115.019949) nach einem akuten Herzinfarkt die Herzfunktion verbessert und das Ausmaß des Remodeling im Herzmuskel begrenzt.
Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen wurden bereits früher zur Behandlung des akuten Herzinfarkts eingesetzt. In der GISSI-Prevezione-Studie mit 11.324 Patienten hatte die Behandlung mit 1 Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag die Sterberate gegenüber einer Placebo-Behandlung um 20 Prozent vermindert (Circulation 2002; 105: 1897-190). Spätere Studien konnten die Ergebnisse jedoch nicht bestätigen und durch die verbesserte Akutbehandlung des Herzinfarktes geriet die Behandlung aus dem Blickfeld.
Die Fortschritte der Akutbehandlung haben dazu geführt, dass immer mehr Patienten einen Herzinfarkt überleben. Viele entwickeln jedoch in den folgenden Monaten und Jahren eine Herzinsuffizienz, für die ein Umbau des abgestorbenen Herzmuskels verantwortlich gemacht wird. Für dieses Remodeling, das den Herzmuskel durch ein Bindegewebe ersetzt, gibt es derzeit keine effektive Behandlung.
Kardiologen des Brigham and Women's Hospital in Boston haben jetzt die Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren wiederentdeckt. In der OMEGA-REMODEL-Studie randomisierten sie 358 Patienten mit einem Herzinfarkt, die eine Akutbehandlung nach dem heutigen Standard erhalten hatten, auf eine Anschlussbehandlung mit Omega-3-Fettsäuren oder Placebo.
Die Dosis von Omega-3-Fettsäuren war mit 3 Gramm am Tag dreifach höher als in der GISSI-Prevezione-Studie. Endpunkt der Studie war die Herzleistung und das Ausmaß der Fibrosierung, sprich des bindegewebigen Umbaus des Herzmuskels. Beides wurde in der Studie mit der kardialen Kernspintomographie bestimmt.
Maßstab der Herzleistung war das endsystolische Volumen des linken Ventrikels bezogen auf die Körperoberfläche. Sein Anstieg zeigt eine beginnende Herzinsuffizienz an. Wie das Team um Raymond Kwong berichtet, hatten die Teilnehmer der OMEGA-REMODEL-Studie, die über sechs Monate hochdosiert mit Omega-3-Fettsäuren behandelt wurden, ein um 5,8 Prozent niedrigeres endsystolisches Volumen des linken Ventrikels als die Teilnehmer der Placebo-Gruppe. Ihr Ventrikel war damit besser in der Lage, das Blut während der Systole aus dem Herz in den großen Kreislauf zu pumpen.
Mit der kardialen Kernspintomographie kann auch das Ausmaß der Fibrosierung in dem nicht vom Herzinfarkt betroffenen Herzmuskel beurteilt werden. In einem Marker für das Remodeling im Herzmuskel erzielten die Teilnehmer, die hoch-dosiert mit Omega-3-Fettsäuren behandelt worden waren, um 5,6 Prozent bessere Ergebnisse als im Placebo-Arm. Weitere Ergebnisse zeigen, dass die Ausdehnung des Infarkts nach der Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren geringer und die linksventrikuläre Auswurffraktion höher war.
Die Ergebnisse mögen darauf hindeuten, dass die Omega-3-Fettsäuren das pathologische Remodeling des Herzmuskels vermindert haben. Ob sich daraus ein klinischer Nutzen für die Patienten ergibt, wird sich erst in einigen Jahren zeigen, wenn die fortschreitende Verschlechterung der Herzfunktion zu einer Herzinsuffizienz führt. Die hoch-dosierte Behandlung mit Omega-3-Fettsäuren scheint jedoch sicher zu sein. Ein erhöhtes Blutungsrisiko wurde nicht beobachtet. Einziger Nachteil könnte ein störender Fischgeschmack nach der Einnahme der Fischölkapseln sein. © rme/aerzteblatt.de

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